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„Das Glück, sich selber für einmal gänzlich vergessen zu können!“ erklärte sie. Dabei sah sie von dem Obersten weg und heftete den Blick von neuem auf Zdenko Swoyschin. Worauf der Oberst zu einer zweiten Überzeugung kam, zu der nämlich, daß Gina nicht nur eine Poseuse sei, sondern auch eine unheimliche Person, ganz und gar unheimlich, und eine Kokette!

„Beeile dich, wir müssen nach Hause!“ rief Emma, „es wird gleich Zeit sein zum Thee.“ Das auffällige Betragen Ginas verdroß augenscheinlich die Schwester, deren Bestreben dahin zu gehen schien, die Excentricitäten Ginas zu vertuschen, wo sie nicht vermochte, sie einzudämmen. Sie verwickelte Swoyschin sofort in ein Gespräch, nur damit er sich nicht dem phantastischen Mädchen widmen könne. In sonderbare Gedanken versunken, folgte der Oberst dem voranschreitenden Paar.

Die Luft war weich und warm, ringsum rauschte, flüsterte und duftete der Frühling. Plötzlich, ganz plötzlich bemächtigte sich des vernünftigen, ruhigen, gefaßten Mannes ein unbeschreiblich beängstigendes, fröstelndes Gefühl, als ob ihm eine Leiche sehr nahe wäre. Er sah auf – neben ihm schritt Gina Ginori.

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Die beiden Herren blieben natürlich über den Nachmittagsimbiß, der in Zdibitz nach alter österreichischer

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)