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Sag mir, wie lang hat neulich der Anfall deiner Schwester gedauert?“

Die Marchesina hob den Kopf, ein finsterer Ausdruck trat in ihre Augen. „Ich weiß von keinem Anfall,“ sagte sie. „Den Abend nach dem kleinen Diner am letzten April fühlte sich meine Schwester müde und legte sich früher nieder als sonst.“

„Aber Emma! Du weißt doch …“ rief fast ärgerlich die Gräfin Zell. Es war ihr nicht darum zu thun, als eine erfinderische Prahlerin dazustehen, nachdem sie bereits so viel von den Eigentümlichkeiten der Nichte berichtet hatte.

„Ich weiß nur, was ich sage, nichts mehr,“ erklärte Emma herb.

„So, aber Gina selbst …“ warf die Gräfin ein.

„Ach, Gina macht sich wichtig, redet Unsinn,“ erwiderte immer in derselben nüchternen, sachlichen Art Emma Ginori, „wenn man ihr nicht zuhörte, würde sie’s aufgeben!“

„Wo bleibt denn übrigens die Gina? Wir werden ja gleich Thee trinken,“ erklärte die Gräfin.

„Sie ist hinuntergegangen auf den Kirchhof, um einen Kranz auf das Grab des armen Mädchens niederzulegen, für das sie sich so lebhaft interessiert hat. Wenn du es wünschest, Tante, werde ich sie holen.“

„Ich bitte dich, die Herren begleiten dich vielleicht, der Weg durch den Park ist sehr schön.“

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)