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… dann … er schrak zusammen, sein Herz pochte laut … neben seinem Bett stand eine schlanke Gestalt, ein Mädchen in einem blaßlila Gewand, das faltig und weich an ihren Gliedern niederfloß.

Das Gesicht der Fremden war bleich, die vollen Lippen eher dunkel veilchenblau als rot, dazu eine kurze Nase und sehr große, tiefliegende Augen, die fast dieselbe Farbe wie die Lippen hatten und zwischen rötlichbraunen, dicht und dunkel umwimperten Lidern starr auf ihn niederblickten.

Ohne sich dermaßen zu wundern, wie es anbetrachts der merkwürdigen Erscheinung zu erwarten gewesen wäre, fragte er sich doch, wie sie hereingekommen war, und was sie bei ihm wolle.

Da kniete sie nieder neben seinem Bett, schlang die Arme um seinen Hals und murmelte: „Ich heiße Gina Ginori!“

Ihre Arme waren eiskalt, ebenso der Hauch, der von ihren Lippen kam und seine Wange streifte. Dann drückte sie ihre Lippen auf seinen Mund, und auch die Lippen waren kalt wie Eis. Mit einemmal fingen sie an, auf seinem Munde zu brennen …

„Mein!“ flüsterte die Fremde, „mein!“

* * *

„Swoyschin, Swoyschin, es ist Zeit. – Weiß Gott, ich gönn’ Ihnen Ihren schönen, jungen Schlaf,

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)