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Mädchen vorzuenthalten. Zdenko wunderte sich lachend darüber, daß ihm eine solche Möglichkeit nicht selber eingefallen war, und die beiden Männer machten sich daran, die Karten zu prüfen. Die meisten stellten sich als äußerst harmlos heraus – kleine Landschaften, Frauenköpfe, Pferde, Genrescenen in Farbe oder Lichtdruck ausgeführt. Plötzlich fuhr Zdenko zusammen und ließ eine Karte fallen, als ob es eine unvorsichtig angefaßte glühende Kohle gewesen wäre.

Der Oberst warf einen Blick darauf. Die Karte war mit einer Federzeichnung verziert, und zwar stellte dieselbe einen Dragonerlieutenant vor, der, inmitten eines Kirchhofs stehend, auf die ihn umgebenden, mit weiblichen Namen verzierten Grabsteine Thränen herunter weint, die im Verhältnisse zu dem aufgezeichneten Lieutenant die Größe eines mäßigen Wasserkürbisses aufwiesen. Darunter stand geschrieben:

„Stimmen aus der Unterwelt. Auf die bekannte Melodie von Rubinstein zu singen.

‚Schöner Zdenko, hüte dich,
Lächle nicht so lieblich,
Denk an Lydia B. … und Grete –
Hüte dich … hüte dich!‘

Eine Neujahrswarnung aus dem Jenseits!“

Dieser äußerst geschmackvolle Scherz vor von einem vergilbten Zeitungsausschnitt begleitet, den Zdenko neben die Zeitung hatte fallen lassen. Auf diesem

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/056&oldid=- (Version vom 1.8.2018)