aber die Frau ist anders geworden. Neben der Frau muß er gemein wirken – es spürt’s keiner besser als sie selbst, das ist das Unglück.“
„Vielleicht haben Sie recht,“ meinte der Oberst. Die freistreichende Winterluft, die aus dem schwarzblauen, wolkenlosen Himmel herausblickenden Sterne, ja selbst das leise Geräusch des unter seinen Füßen knirschenden festgefrorenen Schnees wirkten belebend auf sein Denk- und Urteilsvermögen. Ihm war’s zu Mute, als erwache er langsam aus einem hypnotischen Dusel.
„Ja, eigentlich haben Sie recht, Bärenburg.“
„Hm! Und unter den Umständen werden Sie den fördernden Einflüssen, welche die innere und äußere Verfeinerung der Doktorin zur Folge gehabt haben, vielleicht auch nicht mehr unbedingt Lob sprechen.“
Der Oberst stand perplex vor der neuen Auffassung der Dinge, die sich ihm aufzwang. Er blickte nach Swoyschin. Dieser war in tiefes Nachdenken versunken und schien dem Gespräch der beiden andern keine Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.
„Ich glaube, wir stehen alle im Begriff, der armen Person den Kopf zu verdrehen,“ murmelte der Oberst.
„Wer ist schuld?“ erwiderte Bärenburg achselzuckend, mit einem Blick auf den Vetter.
Jetzt brauste Zdenko auf. „Deine Anspielungen
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/046&oldid=- (Version vom 1.8.2018)