veranlagt, wie er war, fand er Vergnügen daran, das Interesse für seinen Vetter, das sie nur mühsam hinter gehässigen Bosheiten verbarg, durch allerhand Mitteilungen aufs äußerste zu reizen. Erst erzählte er ihr Räubergeschichten von Zdenkos fabelhafter Schneidigkeit, dann begann er Zdenkos Eroberungen aufzuzählen.
Das Büffett war glänzend, mit Champagner wurde nicht gespart, und Bärenburg hatte demselben freimütig zugesprochen. Gegen Mitternacht hatte er einen kleinen Spitz, in welchem Zustande er immer geneigt war, Indiskretionen zu begehen. Die unglaublichsten Dinge von Zdenkos Unwiderstehlichkeit erzählte er ihr und setzte schließlich mit verdächtigem Augenblinzeln hinzu, das Merkwürdige bei der Sache sei: Zdenkos Liebesabenteuer endigten alle hochtragisch. Er könnte ihr mehr als eine Frau aufzählen, die sich umgebracht – aber thatsächlich umgebracht hatte für ihn! „Er ist nun einmal ein homme fatal!“ seufzte Bärenburg.
„Es ist zu komisch! Dieser arme, gute Swoyschin … ein homme fatal!“ lispelte affektiert die Märzfeld. „Ich kann nichts an ihm finden. Mir ist er zu lang und zu schwarz – mir haben von jeher nur blonde Männer gefallen!“ Dies sagte sie mit einem schmachtenden Blick auf Bärenburg, – der war nämlich blond.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)