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Manchmal wurde bei diesen Abenden getanzt. Swoyschin tanzte vorzüglich, machte aber den denkbar geringsten Gebrauch davon. – Die Damen erklärten ihn für hochmütig, aber diesen Verdacht, von dem er gewiß nie etwas ahnte, schlug er rasch und siegreich aus dem Feld.

Einmal nämlich hatte sich die Frau des Regimentsarztes in eine dieser Elitegesellschaften hineingewagt. Die Damen spotteten über ihre unmögliche Toilette – sie war in ihrem Brautkleid aus lilagefärbter, dünn raschelnder Seide erschienen. Auch die Herren spotteten über sie, besonders die ganz jungen Lieutenants, die bekanntlich gern mit ihrer up to date-Weisheit in Bezug auf weiblichen Tand prahlen. Einige lachten über den verjährten Schnitt ihrer Ärmel, und andre behaupteten, sie könnten den Benzingeruch ihrer frischgereinigten Handschuhe nicht vertragen. Nur Swoyschin bemerkte, daß sie wunderschöne Augen habe. Er ließ sich ihr sofort vorstellen und tanzte im Laufe des Abends mehrmals mir ihr, zum Schluß sogar den Lancier. Als er sich zu dieser komplizierten und exotischen Quadrille mit ihr anstellte, heftete Bärenburg, der zufällig nicht mittanzte, einen langen, kuriosen Blick auf ihn, dann sich gegen den Obersten wenden, der sich zufällig neben ihm befand, sagte er leise: „Passen Sie auf, Herr Oberst, jetzt fängt’s an!“

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/031&oldid=- (Version vom 1.8.2018)