aber man ließ sie gewähren. Der einzige im Regiment, der sich unermüdlich über Swoyschin den Mund zerriß, war der schöne Märzfeld.
„Ein netter Bursch,“ pflegte er zu näseln, „immerhin ganz gut fürs Regiment, – aber daß der ein Don Juan sein soll! … Er fürchtet sich vor allem, das einen Unterrock trägt.“
Worauf ihm Bärenburg erwiderte: „Mein preußischer Vetter bei der Garde würde sagen: ‚Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste‘ – auf österreichisch: ‚Das gebrannte Kind scheut ’s Feuer!‘“ – Aber auf deutlichere Auseinandersetzungen ließ er sich nicht ein.
Es war übrigens wirklich merkwürdig, daß Swoyschin ein Don Juan sein sollte. Selbst der Oberst fing an, sich darüber zu wundern, wie er zu dem Ruf gekommen war. Er fragte sich, ob Bärenburg sich nicht einfach einen Spaß mit ihm und dem ganzen Offizierscorps erlaubt hatte. Dafür, daß er solcher lustiger Nichtsnutzigkeiten fähig war, kannte er ihn.
Einigermaßen mußte man dem schönen Märzfeld recht geben; es machte thatsächlich den Eindruck, als fürchte sich Swoyschin vor jedem Weiberrock. Bei den Damenabenden im Offizierskasino, die der Oberst zur Belebung der Geselligkeit in Scene gesetzt hatte, erschien er selten – immer nur, wenn er vom Obersten besonders aufgefordert worden war –, drückte sich gegen die Wand und sprach mit keinem weiblichen Wesen.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)