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„Eine Sensenheim,“ erwiderte ihm ein lustiger Lieutenant – Graf Bärenburg –, und halblaut, so daß die neben ihm sitzenden Kameraden es hören konnten, murmelte er vor sich hin: „Den Kerl kauf’ ich mir noch einmal – der Kerl muß ’raus!“

Damit meinte er: heraus aus dem Offizierscorps, und die Kameraden gaben ihm im stillen recht.

Indessen fragte Märzfeld, der sich trotz all seiner aristokratischen Prätensionen im „Gotha“ nicht auskannte: „Eine – Komtesse Sensenheim?“

„Ja, entschiedene Komtesse … Komtesse Theres Sensenheim – kannst dich beruhigen!“ versicherte Bärenburg. „Mutter eine Donnersberg … Ich sollt’s wissen, da sie und meine Mama Schwestern sind.“

Theres Sensenheim! Bei dem Namen zuckte der Oberst zusammen. Wieder griff er nach dem Brief und hielt ihn diesmal etwas näher an sein Gesicht. Ein schwacher, aber sehr eigenartiger Wohlgeruch entströmte dem dicken Papier. Die Schrift kannte der alte Reitersmann nicht, aber den Duft. Mit einemmal war’s ihm, als ob der Herbstwind den Weg ins Zimmer gefunden hätte durch unsichtbare Ritzen in der Wand.

„Hm! Weshalb hat er sich eigentlich von den Windischgrätzern versetzen lassen? Bei den Kaiserhusaren war er auch schon,“ brummte der dicke Major Falb.

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)