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eine mit dem Vorhaben ganz unbekannte Auszüglerin, bei der sich dessen Frau zu Rocken befand – unter dem Vorgeben, daß er zu ihr kommen und sich aussöhnen möchte, abrief, seinen Plan aus.

Werner wurde am 8. Jänner 1836 mit dem Schwerte hingerichtet.


XLIX. Der Heidut.[1]

Auf dem sogenannten Eierberge unfern des Landstädtchens Pulsnitz befand sich vor nicht gar zu langer Zeit noch eine hohe Fichte, welche als Mal- oder Ortszeichen gelten konnte, aus welcher zu manchen Zeiten bei Nacht ein tutendes Geheul ertönte, von dem man sagte: „Der Heidut läßt sich hören.“ Folgendes berichtet darüber die Sage:

War gedachter Heidut – sein wahrer Name ist im Strom der Zeiten versunken – aus Pulsnitz, ein gar frommer, gottseliger Mann, welcher fleißig in die Kirche ging, Kanzel und Altar kleidete, auch den Armen reichlich Spenden ertheilte, so, daß man ihn schon bei seinen Lebzeiten für einen halben Heiligen hielt. Von einer höhern Macht wurde auch solches anerkannt, indem er seinen Hut, Degen, Mantel, Wamms, Gürtel, Stiefeln und Sporen an Sonnenstäubchen aufhängen konnte, woran sie auch – Wunder genug! – wie Alle, die es gesehen haben, bezeugen können – wie an einen Nagel verblieben.


  1. Man weiß recht wohl, daß der Eierberg meißnisch ist, allein der Schauplatz von Heiduts Thaten war lausitzisch und auf dem Stadtkeller befindet sich auch – wie weiter unten zu ersehen seyn wird – sein in Holz geschnitztes Bildniß.