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26.

Ein Bauer aus Jüttendorf fuhr einst in den Wald nach Streu. Als er seinen Wagen vollgeladen hatte, hörte er plötzlich ein Huhn ängstlich pipen. Mitleidig nahm er dasselbe zu sich auf den Wagen und fuhr damit heim. Um es zu erwärmen, weil es so kalt war, und das Huhn so kläglich that, setzte er es unter den Ofen. Am andern Morgen fand er dort Hafer, Gerste, Weizen und Korn. Sofort trug er das Hühnchen, denn er wusste nun, was er daran hatte, in den Wald zurück, allein als er zurückkehrte, war das Hühnchen auch schon wieder an Ort und Stelle. Da holte er den Pfarrer. Der Pfarrer veranstaltete einen kleinen Gottesdienst im Hause. Da fing das Hühnchen an zu schimpfen. Der Pfarrer aber betete ruhig weiter. Da geschah es, dass das Hühnchen nach kurzer Zeit verschwand.

Jüttendorf.     
27.

Auf einem Dorfe in der Nähe von Forst lebte einst eine alte Frau, zu welcher täglich ein Drache kam, um sich von ihr Milch zu holen. Dies merkte schliesslich die Tochter der Frau. Um sich davon zu überzeugen, ob wirklich der Drache zu ihrer Mutter komme, sah sie eines Tages durch das Schlüsselloch. Da sah sie, dass der Drache bei ihrer Mutter war. Derselbe merkte aber, dass Jemand in die Stube hineinsah. Alsobald kam er aus der Stube hervor und kratzte dem Mädchen die Augen aus. Seit dieser Zeit ist der Drache aus dem Dorfe verschwunden.

bei Forst.     
28.

Ein Bauer, welcher aus Sachsendorf Getreide nach Cottbus fuhr, fand auf dem Kreuzwege eine Henne, welche kläglich schrie. Er nahm sie auf seinen Wagen und fuhr weiter. Als er in dem Gasthofe in der Stadt ausgespannt hatte, folgte ihm die Henne wie ein Hund in das Gastzimmer. Darüber wunderten sich die Gäste. Als einige derselben ihren Spass daran hatten, wurde der Bauer ärgerlich und schlug mit der Peitsche nach der Henne. Diese aber flog