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17.

In Madlow ist einst eine Frau gewesen, welche einen Drachen gehabt hat. Der Drache hielt sich in der Scheune auf und die Frau musste ihn täglich mit Brei füttern. Eines Tages hatte sie dem Drachen zu heissen Brei vorgesetzt. Darüber gerieth derselbe in grossen Zorn und spie in seiner Wuth Feuer aus, so dass die Scheune in kurzer Zeit niederbrannte. Den Drachen hat man zur brennenden Scheune hinausfliegen sehen.

Madlow.     
18.

Ein Bauer in einem Dorfe bei Hoyerswerda hatte einen Drachen. Einst wollte er mit seiner Frau in die Stadt zum Abendmahl gehen. Deshalb übertrug er die Sorge um den Drachen seinem Knecht. Der Knecht freute sich sehr, einmal einen Drachen sehen zu können. Zur rechten Zeit kochte er, wie ihm befohlen war, die Milchhirse, setzte sie auf die oberste Stufe der Bodentreppe und versteckte sich. Sogleich kam ein buntes Kalb aus der Bodenkammer und machte sich über die Milchhirse her: da diese aber zu warm war, so ward der Drache zornig. Aus seinem Munde drang ein grosser Feuerstrahl heraus, so dass das Haus in kurzer Zeit niederbrannte. Der Drache ist, wie die Leute gesehen haben, davongeflogen.

bei Hoyerswerda.     
19.

In Fehrow wohnte in alten Zeiten einmal ein Schenker, welcher sehr reich war. Das ist aber davon gekommen, dass er einen Drachen gehabt, also mit dem Teufel in Verbindung gestanden hat. Seiner Tochter hat der Schenker, als sich dieselbe in ein anderes Dorf verheirathete, viel Geld mitgegeben, kurze Zeit darauf aber ist er verschwunden. Da wussten alle Leute, dass ihn der Teufel geholt habe. Aber auch die verheirathete Tochter hatte fortan keine Ruhe, denn jede Nacht erschien ihr der Geist ihres Vaters. Davon sagte sie aber Niemand etwas. So vergingen mehrere Jahre. Eines Tages, als sie selbst Familie hatte, sagte sie zu ihren