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sein, denn der Bauer ist mit seinem Kahn auf die Spitze eines Kirchthurmes gefahren.

Byleguhre.     
4.

Zwischen Straupitz und Byleguhre ist ein See, welcher nach dem letzteren Dorfe seinen Namen führt. Einst hat dort, wo jetzt der See ist, ein Städtchen gestanden. Man erzählt, dass dieses Städtchen, welches „Klein-Cottbus“ hiess, auf folgende Weise untergegangen ist. Eine Frau buk einmal Plinze, während ihr kleines Kind in der Wiege lag. Das kleine Kind hatte sich verunreinigt. Da die Frau gerade nichts zur Hand hatte, um das Kind zu reinigen, nahm sie dazu einen ungerathenen Plinz. Diese Frevelthat musste aber die ganze Stadt büssen. Kaum hatte nämlich die Frau den Plinz so unziemlich verwandt, so that sich die Erde auf und die Stadt versank. Aus der Tiefe aber quoll das Wasser in reichlicher Fülle empor und bildete einen grossen, wogenden See.

Byleguhre.     
5.

In dem Ziegelteich bei Teuplitz ist eine tiefe Stelle, welche auch dann nicht wasserleer ist, wenn der Teich abgelassen wird. Abgelassen aber wird der Teich des Fischens wegen jährlich einmal. Geschieht dies, so müssen einige Arbeiter des Nachts vor dem Tage, an welchem gefischt werden soll, in das Wasser steigen und die tiefe Stelle möglichst auszuschöpfen versuchen. Man erzählt, es habe an der Stelle, wo jetzt der Teich ist, früher ein Dorf, Namens Teuplitz, gestanden. Das Dorf soll versunken sein. Dort, wo das Wasser jetzt am tiefsten ist, soll die Kirche gewesen sein.

Es muss etwas Wahres an dieser Erzählung sein, wie folgender Vorgang beweist. Einst sass eine Frau mit ihrem Kinde am Rande des Teiches. Die Frau hatte gestrickt. Sie hatte bei der Arbeit nicht auf den Knäuel Acht gegeben. Da kollerte derselbe in den Teich hinein und zwar gerade da, wo das Wasser am tiefsten ist. Als die Frau den Verlust ihres Knäuels gewahr wurde, fing sie an, den Knäuel an dem Faden in ihren Händen wieder an sich zu ziehen.