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er war am Baum festgewachsen. Der Knecht fuhr, sobald er das merkte, eilig davon.

bei Cottbus.     





8.

Ein Mann hatte einmal keine Lust mehr, in der Mittagszeit zu arbeiten. Deshalb ging er in den nahen Wald, suchte sich einen schattigen Baum aus, legte sich darunter und schlief ein. Der Baum war aber von einem Henker verzaubert worden. Als der Mann erwachte, war er im Gesicht ganz blutig. Er ist auch nicht mehr lange am Leben geblieben, denn fortan verlor er jeden Tag so viel Blut, dass er bald sterben musste.

Sandow.     
9.

Einem Mann aus Drebkau wurde fast allnächtlich Kraut gestohlen. Darüber wurde er schliesslich sehr zornig. Da er den Diebssegen kannte, so sprach er denselben eines Abends über sein Feld aus. Richtig, am andern Morgen stand ein Bauer aus Löschen auf dem Felde, mit einem Korbe voll Kraut auf dem Rücken; der Bauer konnte sich nicht rühren. Darauf sah der Besitzer des Feldes sich den Dieb an, dann sprach er den Diebssegen rückwärts, und nun erst kam wieder Leben und Bewegung in den Bauer, welcher eiligst davon lief. Das Alles war am frühen Morgen geschehen. Wäre die Sonne aufgegangen, bevor der Diebssegen rückwärts gesprochen wurde, so wäre der Bauer nicht zu befreien gewesen. Er hätte dann an Ort und Stelle stehen bleiben müssen, bis er verfault wäre.

Drebkau.     
10.

In Reuden wollte der Schäfer des Gutsbesitzers einmal zu Tanze gehen, getraute sich aber nicht, seine Schafe zu verlassen, aus Furcht, es möchten ihm welche gestohlen werden. Wie er so an den Tanz dachte, gesellte sich ein Mann zu ihm, welcher einen Charakter besass. Der Mann versprach dem Schäfer, er wolle ihn den Diebssegen lehren, dann könne er getrost zu Tanze gehen. Habe er den Diebssegen gesprochen, so bleibe jeder Dieb, welcher ein Schaf stehlen