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     Nachdem er hierauf das untere Schwaben verlassen, füllte er auch die oberen Gegenden mit lauter Frevelthaten an: denn er rekühnte sich

29.) den landvogteyischen Refierjäger Eustach Bitsch auf das grausamste zu mißhandeln. Anfänglich wurde dieser Jäger durch seinen großen Hund gepacket, und zu Boden gerissen, hierauf aber, und nachdem er sich kaum wieder aufgerichtet hatte, mit entblößtem Hirschfänger auf eine so blutdurstige Weise zerschlagen und verwundet, daß er ohneweiters in seinem Blut liegen geblieben wäre, wenn nicht seine betrübtesten Umstände den letzten Rest der Menschlichkeit in dem Hiesel selbst erwecket, daß er dem Verwundeten Schießpulver in die Wunden gelegt, und solche mit einem Stücke vom Hemd verbunden hätte.

Der Jäger mußte diesen Dienst mit gewaltsamer Abnahme seiner Kugelbüchse und Hirschfängers bezahlen.

     Noch grausamer wurde

30.) Johann Hildebrand Zollner zu Unterkirchberg behandelt. Hiesel drang in Begleitschaft 7 bewaffneter Kerls mit Gewalt in dessen Behausung ein, riß ihn heraus, ließ ihn durch seinen Hund zu Boden werfen, und jämmerlich zerfetzen Und, nachdem er ihn durch Hiebe und Flintenstöße fast bis auf den Tod gemartert hatte, schleppte er ihn bis auf die Illerbrücke hinaus, und würde ihn ohne Zweifel in das Wasser geworfen haben, wenn nicht ein anderer von der Bande es noch vermittelt hätte.

Auf die nämliche Weise begegnete er

31.) dem landvogteyischen Streifer Bernhard Merk bey dem sogenannten Spitalschneider zu Leutkirch, und

32.) dem Joseph Gallasch Bauer zu Rieden Gräfl. Zeil-Wurzachischer Herrschaft, deren erstern er ebenfalls mit landesfriedbrüchiger Mißhandlung in die traurigsten Umstände versetzte, letzterm aber in das Haus einfiel, und, als er ihn zum Glücke nicht angetroffen, alle Fenster und Hausgeräthschaft zerhauete, und zerschlug, dessen Eheweib, und alten Vater aber mit den ausgelassensten Schreckworten ängstigte. In der nämlichen Gegend wurde

33.) Anton Werz Reichsgräfl. wurzachischer Jäger im St. Johann von dem Hiesel und seiner Bande im Haus überfallen, und ihm ein Kugelstutzen, eine Flinte, Hirschfängerkuppel, ein paar Handschuh, ein Schrotbeutel, samt einem Schweißhund gewaltthätig abgenommen.

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Urgicht und Urtheil des in der Hochfürstlichen Residenzstadt Dillingen durch das Rad hingerichten Mathias Klostermayer oder Landverrufenen Erzbösewichts des Baierischen Hiesel.. Verlegts Johann Leonhard Brönner, hochfürstl. Bischöffl. akademischer Buchdrucker, Dillingen an der Donau 1771, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Urgicht_und_Urtheil.pdf/8&oldid=- (Version vom 13.12.2023)