Seite:Urgicht und Urtheil.pdf/2

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der vor dem peinlichen Halsgericht hier öffentlich vorgestellte Missethäter Mathias Klostermayer oder sogenannte baierische Hiesel von Kissing aus dem Landgericht Friedberg in Baiern gebürtig, etlich und dreyßigjährigen Alters, ledigen Standes, katholischer Religion ist jener bekannte Erzbösewicht, der sich durch seine so viele als ungeheure Laster zum Scheusal des ganzen Landes gemacht hat.

Schon seine erste Jugend zeugte von einer verderbten Neigung zur Wilddieberey, und eine dreyvierteljährige Zuchthaus-Strafe, mit welcher er im Jahre 1765 zu München gebüsset worden, war nicht erkleckend, seine boßhafte Leidenschaften zu unterdrücken: vielmehr faßten dieselbe immer stärkere Wurzeln und besonders seit dem Jahre 1767 war sein ganzer Lebenslauf ein Gemisch von Frevel, Greul, und Unmenschlichkeit.

Um desto frecher rasen zu können, versammelte er eine Rotte verruchter Bösewichte, welche nicht so fast Gesellen, als Knechte seiner Kühnheit waren.

Diese bewaffnete er, und gab ihnen den Unterricht, wie sie sich den Streifen widersetzen, wie sie rauben, und morden sollen: sie stunden unter seinem Gehorsam, und mußten ihn als ihren Herrn förchten, und verehren.

Mit diesem noch nicht zufrieden schaffete er sich auch einen ungeheuren Hund an die Seite, der seinen strafbarsten Muthwille recht pünktlich zu unterstützen wußte.

So viele Streifen, welche auf denselben allenthalben ausgeschickt wurden, hatte fast allemal die Verrätherey des gemeinen Volks, dessen Gemüther er durch verschiedene Blendwerke zu gewinnen wußte, vereitelt. Er stellte den Bauersleuten vor, daß er ihre Gründe vor den Beschädigungen des Wildes bewahre: er erweckte bey ihnen Verwunderung durch Zeigung seiner Geschicklichkeit im Schießen: er prahlte sich mit einer Vestigkeit, und wies ihnen Kugeln vor, die er mit den Händen aufgefangen habe. Was ihm durch heimliche Spionen schon verrathen war, sagte er aus seinem Hut, in welchen er schaute, ihnen vor,

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Urgicht und Urtheil des in der Hochfürstlichen Residenzstadt Dillingen durch das Rad hingerichten Mathias Klostermayer oder Landverrufenen Erzbösewichts des Baierischen Hiesel.. Verlegts Johann Leonhard Brönner, hochfürstl. Bischöffl. akademischer Buchdrucker, Dillingen an der Donau 1771, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Urgicht_und_Urtheil.pdf/2&oldid=- (Version vom 13.12.2023)