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mit gewehrter Hand, und seinem großen Hunde das Klosterconvent zu betretten, den besagten Amtmann mit dem frechesten Stolz zu besprechen, und solange zu beängstigen, bis sich endlich selber mit Geld entlediget hat.

          Eben daselbst hat Hiesel

45.) in dem untern Wirthshause den Bauer Johann Ortlieb von Haunsheim durch seine Kameraden zu Boden werfen, und mit den Hirschfängern gefährlich verwunden lassen, ja, als der Verwundete seine letzte Kräften zusammengesammelt, um diesen Wüterichen zu entkommen; hat Hiesel den bekannten großen Hund an ihn gehätzet, und mit seinem Schlagring ihm die Augen dermaßen zerschlagen, daß Blut und Wasser herausgeflossen ist.

     Auf diese Weise wurde besagter Bauer zum drittenmal angepacket; und da er sich endlich in einen Stall flüchten wollte, noch mit einem Schuß verfolget.

46.) Zu Oberelchingen wurde Hiesel mit 11 seiner Kameraden in dem Wirthshause zur Krone von einer Reichsstadt-Ulmischen Militarstreife zu Nacht unversehens überfallen, und von einigen eindringenden Soldaten angerufen. Einer von diesen erhielt aber augenblicklich einen Schuß, der ihn todt zur Erde streckte. Noch 4 andere wurden tödtlich blessiert, wovon in weniger Zeit 3 gestorben sind.

          Hiedurch bekam er Gelegenheit zu entweichen, und langte folgenden Tag zu Holzschwang an, wo er

47.) mit 10 seiner Leute den daselbstigen Jäger Joh. Stephan Reuter unter Ausübung großer Gewaltthätigkeit und öfterer Todesbedrohung ausgeraubet, und in einen Schaden von 155 fl. 39 kr. versenket hat.

          Gleichergestalt wurde von dem Hiesel

48.) Die Behausung des Jacob Vonison Jägers zu Gessertshausen landesfriedbrüchig überfallen, und daselbst an Geld, Silber, Gewehren, und anderem Geräthe ein Raub von 316 fl. 42 kr. ausgeübet. Nichtsminder, und

49.) Ließ Hiesel den Andreas Schlang Jäger zu Frankenried in seinem Hause durch 5 Kameraden überfallen, und berauben, welche demselben vieles Gewehr, Kleider, und andere Sachen abgenommen, Fenster, Thüren, und Kästen eingesprenget, Schlösser, Uhren, Häfen, und Schüsseln zerschlagen, die Tochter mit Todschießen bedrohet, und sodann die geraubten Sachen dem Hiesel in das Wirthshaus zugebracht haben, welcher auf Anhalten des Pfarrherrn gleichwohl drey alte ausgemusterte Gewehr mit der Bedingniß zurückgelassen, daß er hiefür die Zech bezahlen solle.


               Endlich, und

50.) Hat Hiesel im Wirthshaus zu Osterzell seine Lasterbahne vollendet, und seiner auf das äußerste gebrachten Vermessenheit das Siegel aufgedrücket, da er sich nicht nur in die hartnäckigste Gegenwehr gesetzet, sondern auch einen Jäger, und zween Soldaten plötzlich erschossen hat.

Ohne einer Menge anderer höchststräflichen Verbrechen zu erwähnen, hat also gegenwärtiger Missethäter, nur in soweit, als man nach dessen hartnäckiger Bekenntniß, und den vorhandenen Kundschaften rechtlich ermessen konnte, zwölf der gewaltsamsten Raubereyen, acht besondere Landesfriedbrüche, und neun Todschläge, folglich in allem 29 der abscheulichsten Lasterthaten wider sich, welche die Hochfürstl. Augsburgische weltliche Regierung bewogen haben, folgendes peinliche End-Urtheil wider denselben zu fällen:

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Urgicht und Urtheil des in der Hochfürstlichen Residenzstadt Dillingen durch das Rad hingerichten Mathias Klostermayer oder Landverrufenen Erzbösewichts des Baierischen Hiesel.. Verlegts Johann Leonhard Brönner, hochfürstl. Bischöffl. akademischer Buchdrucker, Dillingen an der Donau 1771, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Urgicht_und_Urtheil.pdf/11&oldid=- (Version vom 13.12.2023)