eine Puppe oder ein vollkommenes Insekt Vertreter und Inhaber des monarchischen Prinzipes ist. Man nehme den Bienen ihre Königin und gebe ihnen eine andere – der Personenwechsel wird ohne die mindeste Notiznahme im Stocke vor sich gehen und die verwechselte konstitutionelle Herrscherin wird dieselbe Verehrung finden. Selbst der Tod der Königin wirkt nicht auf den Staat, so lange Eier oder Puppen von Königinnen vorhanden sind. Bei den Bienen kann also die konstitutionelle Regierung durch ein bewegungsloses, unvernünftiges, nach außen hin todes Ei, durch einen königlichen Wurm oder eine in steten Schlaf versunkene Puppe geübt werden. Die geistigen Fähigkeiten des Herrschenden sind nur ein Hinderniß für das konstitutionelle Räderwerk des Thierstaates – je unfähiger, geistloser, dümmer die Verkörperung des regierenden Prinzipes ist, desto vortrefflicher bewegt sich der konstitutionelle Staat in seinen gesetzlichen Schranken. In diesem Verhältnisse liegt denn auch ohne Zweifel der Grund der so frühen Großjährigkeit der Bienenkönigin. Sie bedarf nur einer gewissen körperlichen Entwicklung, um Kinder zeugen zu können – ihre geistigen Fähigkeiten sind für den Staat vollkommen gleichgültig.
Als die Belgier sich einen König geben wollten, schrieb Nathusius an Cokerill den Rath, sie möchten sich einen von Eisen gießen – der thue ihnen vollkommen dieselben Dienste, koste keinen Unterhalt und könne umgegossen werden, wenn er ihnen nicht mehr gefiele. England wurde groß unter der Herrschaft eines Blödsinnigen, eines Trunkenbolds und eines Narren. Die thierische Natur reflectirt sich oft in der menschlichen! Ein Lichtstrahl! Sollte die Geistesfülle der regierenden Häupter die ersehnte Verwirklichung des
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)