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ihr Bienen-Augen gehabt – ihr stündet jetzt nicht im Platzregen und Hagelguß, watend in aufgeschwemmtem Flugsande oder tief durchweichtem Kothe, und frierend in dem durchlöcherten, konstitutionellen Bußhemdlein vor des Herren Schloß, elend und ohne Krone, wie Kaiser Heinrich in dem Hofe der Mathilde vor dem absoluten Gregor. Schafft euch Bienen-Aeuglein!

An der unteren Fläche des senkrecht stehenden Kopfes der Biene befinden sich die Mundtheile. Eine ziemlich große Oberlippe deckt den Eingang – wenn auch bedeutend, so erreicht sie doch nicht jene verhältnißmäßige Größe dieses Organs, wie wir sie bei Herrn Dahlmann oder Schubert aus Königsberg zu schauen gewohnt waren. Das waren doch Lippen, von welchen constitutioneller Honig träufte! Unter diesen Lippen stehen zu beiden Seiten zwei hornartige, scharfe, säbelartig gekrümmte Kiefer, deren scharfe Schneiden wagerecht gegen einander wirken, und im Verhältniß zu dem Thierchen eine bedeutende Kraft entwickeln können. Sie sind Waffen und Werkzeuge zugleich, die beim Bauen der Waben, beim Sammeln des Blumenstaubes, bei Raufereien und Zänkereien die vortrefflichsten Dienste leisten. Daneben finden sich noch gestielte Bürsten, scheidenartige Fühlspitzen und endlich, als Schluß des Ganzen, eine lange, behaarte, zungenartig ausgezogene Unterlippe, die als Rüssel und Saugorgan dient. Mit dieser rüsselartigen Unterlippe schlürft die Biene den Honig auf in ähnlicher Weise, wie der Hund mit seiner Zunge den Trank aufschlürft.

Die Bildung der Flügel, deren viere vorhanden sind, hat die Biene mit den Wespen, Hummeln, Gallwespen und Schlupfwespen gemein, weßhalb sie auch mit ihnen in der

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)