Augen zusammengehäuft, die aus einer gemeinschaftlichen, durchsichtigen Hornhaut hervorschauen. Oben auf dem Kopfe stehen noch im Dreieck drei punktförmige, runde, vereinzelte Aeuglein, welche den Flug in die Ferne leiten. Mit den großen zusammengesetzten Augen schaut die Biene in der Nähe, scharf, genau, wie wir mit Lupen und Vergrößerungsgläsern – die kleinen runden Augen oben auf dem Kopfe blicken in die Ferne hinaus nach Schwalben und Bienenfressern, nach Blumen und nach der geliebten Heimath. So ist der Blick der Biene gleichzeitig auf das Nahe und das Entfernte gerichtet. Die kleinsten Blumenstäubchen entgehen ihrem forschenden Auge eben so wenig, wie die großen Verhältnisse des Raumes, in welchem sie, Nahrung suchend, umherschweift.
Was würden wir, was würde das deutsche Volk gewonnen haben, wenn man den „besten Männern“, den Centralmenschen, den konstitutionellen Tag- und Abendschwärmern solche Fern-Aeuglein, wie sie die Bienen besitzen, hätte einsetzen können. Gütiger Himmel, welchen Umschwung würde die deutsche, die europäische Geschichte genommen haben! Die blöden Stiel-Augen der konstitutionellen Partei sahen aber stets nur die anarchischen Stäubchen, welche der Wind vor ihnen auftrieb, im vergrößerten Maaßstabe des Sonnenmikroskopes als Hydren, Riesenschlangen und andere fabelhafte Seeungeheuer; – es fehlten ihnen die Fern-Aeuglein zum Blicken in die entlegenen Räume. Die trüben Wolken der Reaktion, aus denen die Blitze des Standrechts auch nach ihren Häuptern geschleudert wurden, hielten die Kurzsichtigen für schönfaltige, im tiefsten Blau des Vertrauens gefärbte Vorhänge, hinter welchen sie die reine, goldene, konstitutionelle Sonne vermutheten. Ihr Armen! Hättet
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)