die in den Zahnfurchen der fossilen Nashörner stecken, auf die Nahrung dieser Thiere schließen konnte, so werden auch einst spätere Forscher aus den versteinerten Resten der deutschen Kaisermacher schließen, daß sie von Pergament lebten und mit Paragraphen sich nährten.
Der Thierstaat, so wie er aus dem materiellen Bedürfnisse hervorgeht, gründet er sich auch auf die Befriedigung dieser materiellen Bedürfnisse, und daher seine Dauer in formeller Beziehung. Unsere Professoren mißkannten diese einfache Bedingung der Stabilität – ihre staatliche Idee starb an Auszehrung, vertrocknete gleich einer Pflanze in freier Luft, und der befruchtende Thau, den eine Revolution bringen könnte, wird diese ausgedörrte Idee nicht wieder in’s grüne Leben zurückrufen! Blickt hin auf die Thiere, mit welcher Weisheit sie den Boden zu einem neuen Staatengebäude auswählen, bearbeiten, zurüsten und ebnen. Selten benutzen sie gegebene Verhältnisse; – sie zwingen das Vorhandene, sich der neuen Schöpfung gemäß umzugestalten. Die jugendlich umherschwärmenden Austern, die einen neuen Staat (Bank von den Geldmenschen genannt) gründen wollen, werden sich niemals vermessen, ihn auf alte mächtige Austernstaaten, auf bestehende Polypen-Phalansterien, auf lebenskräftige Wurm-Raubstaaten zu gründen – sie suchen einen frischen Boden aus, da ihnen die Mittel fehlen, ihn zu erobern. Die Mauerbiene baut Zellen für die Ewigkeit, fester als der Mörtel römischer und egyptischer Denkmale – aber der nächstfolgende Kolonist benutzt nicht die verwitterten Staatstrümmer seiner Vorfahren, ohne sie von Grund aus umzubauen und neu zu gestalten. Das Thier weiß, daß der Schwache, welcher beginnt und zukünftiger Macht entgegenstrebt, nicht an den Starken
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)