Eies zu haben schien, dehnt sich nun so aus, daß ein Eimer kaum seinen entwickelten Stamm mit den daran hängenden Fangfäden zu fassen vermag.
Ein äußerst ausdehnbarer, hohler, gewöhnlich gewundener Stamm bildet die Grundlage des ganzen Thieres oder vielmehr der Thiergesellschaft, deren einzelne Individuen nicht nur obenhin an diesen Stamm angeheftet, sondern mit ihm auch im organischen Zusammenhange sind. Denn dieses so ausdehnbare Gebilde, welches sich mit größter Leichtigkeit jeder Caprice des Gesammtwillens unterordnet, bald auf einen unscheinbaren Raum zusammenschrumpft, bald zu einem langen durchsichtigen Faden sich auszieht, dort sich in Knoten zusammenwickelt und hier seine Schleifen mit überraschender Schnelligkeit löst; – dieses Stammgebilde ist eine hohle, mit muskulösen Wandungen versehene Röhre, in welcher der Lebenssaft beständig in bestimmtem Strome auf- und niedersteigt. Rundliche Körnchen, Geldmünzen gleich, cirkuliren mit diesem Strome auf und ab und biegen an dem Hinteren, geschlossenen Ende um, nachdem sie das lange Rohr durchlaufen haben, um einem leeren Raume, einer Luftblase an dem vorderen Ende zuzuströmen, welche das bestimmende Moment dieser Cirkulation ist. Frühere Beschreiber dieser Thiere haben dieser Luftblase eine außerordentliche Bedeutung für den Gesammtorganismus eingeräumt und deßhalb auch die Thiere mit dem Namen der Blasenträger benannt. Sie hält die Spitze des Gesammtorganismus aufrecht, behaupteten sie; ohne Luftblase würde sich der so mannigfaltig zusammengesetzte Organismus nicht aus der Tiefe an die Oberfläche erheben, nicht an Licht und Sonnenschein sich erfreuen können; die Luftblase stellt das Gleichgewicht mit dem umgebenden Elemente
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)