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Die zweite Gattung dieser Thiere, fuhr das Manuscript des Käfers aus Cayenne fort, ist noch seltsamer als die Kakerlaken. Sie heißen die Beter – auch wandelnde Blätter.

Ein fromm Geschlecht! ein andächtig Geschlecht! Sie leben still und scheinbar harmlos, einsam im Freien, an sonnigen Orten, gehen gern an Waldrändern im kurzen Grase, unter trockenem Laube spazieren und suchen so viel als möglich das Aufsehen zu vermeiden. Ihre Kleidung ist der Umgebung angepaßt – die im Grase lebenden sind grün, die an Waldrändern sich aufhaltenden tragen bräunliche, geaderte Flügeldecken, wie dürre Blätter, oder gleichen abgebrochenen Stückchen Holz. Sie sind alle dünnen, schmächtigen Leibes, langgezogen, hager; ihre Brust ist lang, eckig, vorgestreckt; ihr Kopf fein, zierlich, die Fühlhörner sehr lang, fadenförmig. Die Flügel, von geringer Breite und fast durchsichtig, liegen eng an dem gegliederten Leibe an, über den sie hinten hinausstehen, wie ein Frack mit langen, rund abgestutzten Schößen; die Beine sind zierlich, fein, dünn, die Waden durch Kasteiung verschwunden. Ihre Arme sind groß, breit, der Vorderarm sensenartig gebogen, wie eine Scheere gegen den Oberarm eingeklappt und auf der innern Seite mit Stacheln bewaffnet. Das Bruststück des Leibes, an dem sie befestigt sind, ist lang und schmal;

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)