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Ich möchte Reichsthränen weinen um deines Schicksals willen, bittere, salzige Reichsthränen, die auf die kahlen Staatsschädel der so gänzlich über den Löffel barbierten Erfurter fallen sollten, wie glühendes Oel auf die nacktgeschorenen Schädel der Türken vor Rhodus! Gebt ihm eine Tribüne, ihr Elenden, nur eine Tribüne, mehr verlangt er ja nicht! – –

Warum mich der tribünenlose Jakob von der Hirschkäferfamilie abgelenkt hat? Ich weiß es nicht – aber er folgt jetzt allen meinen Gedanken, wie eine Ergänzungsfarbe dem Lichteindrucke. Heuschrecken und beste Männer, Erfurter und kriechendes Gewürm – Alles hat den tribünensüchtigen, versöhnungsschwelgenden, vergebungsquellenden Jakob als Schlagschatten, als Rahmen, als Vorgänger, als Nachfolger. Wohin ich schaue, streckt dieß blonde Gespenst seine Arme in meinen Sehkreis hinein, blickt mich mit thränenfeunchten Augen an und heult jammernd in meine Ohren: Eine Tribüne! Deutschland um eine Tribüne!

Laß mich in Ruhe! kann ich dir sie schaffen? Und wenn ich es könnte, glaubst du, daß ich es thun würde? Geh’ zu Max Dunker, deinem Freunde, zu Gagern und Dahlmann und Beseler und Reh, wende dich an den bundesstaatlichen Fürstenkongreß in Gotha, oder an den östreichischen Bundestag in Frankfurt, und heule diesen edlen Staatsmännern die Ohren voll! Hebe dich weg, Jakob! Schüttle nicht so die blonden Locken gegen mich! Du kannst nicht sagen, daß ich’s that! – –

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)