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Ueberall freudigstes Summen, Bezeigungen der innigsten Zufriedenheit. Man drängt sich herzu, liebkost die Königin, hält Zweckessen in Honig und Blumenstaub, und bringt feurige Toaste für die Allmacht des Volkes.

Armes, getäuschtes Volk! Du hast dich erhoben in der Allgewalt deines Zornes und die faulen Bäuche, die bevorzugten Fresser mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Dein Leben hast du daran gewagt und der Sieg ist dir gelungen. Du traust in dem Bewußtsein deines reinen Willens dem Worte einer Königin. Bleibe wach über deinen Errungenschaften!

Der Winter naht heran; die Bienen drängen sich zusammen und versinken in jenen träumerischen Halbschlaf, der so geeignet ist für die Entwicklung ruhiger und ordnungliebender Unterthanen. Sie wissen, daß sie gesiegt haben und ruhen nun auf ihren Lorbeeren. Die Königin aber sinnt auf weitere Pläne. Sie kann ihre Demüthigung, den Tod ihrer geliebten Drohnen nicht vergessen. Sobald der Frühling herankommt, legt sie Eier, aus denen sich Arbeiter – später solche, aus welchen Drohnen sich entwickeln.

Und die Arbeiter, in dem naiven Glauben, die jungen Drohnen werden sich der herben Lehre erinnern, füttern die Würmchen, besorgen die Puppen mit derselben Zärtlichkeit, wie ihre eigenen Kinder.

Die ausgeschlüpften Drohnen aber werden genau so wie ihre Vorfahren; – sie haben Nichts gelernt, Alles vergessen.


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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)