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schlechten Geist, der unter meinen sonst so braven Bienen herrscht. Er ist das Werk weniger Wühler. Einige unruhige Köpfe haben Euch verleitet, lieben Leute. Kehrt zu Eurer Arbeit zurück. Ich kann nicht zugeben, daß man die Rechte der Drohnen schmälert. Sie haben unbedingt Ansprüche, die ersten Ansprüche auf den Genuß der Staatsvorräthe. Geht und sagt das Euren Auftraggebern und laßt Euch warnen. Für dießmal werde ich Nachsicht haben – weitere aufrührerische Schritte wird die Strenge der Gesetze bestrafen!“

„Majestät,“ ruft die Sprecherin, „wir stehen für nichts! Die Aufregung ist ungeheuer unter dem Volk, wir können es kaum mehr zurückhalten. Eine furchtbare Revolution –“

„Bah! Bah!“ ruft die Königin aus und dreht ihnen den Rücken.

„Hören Sie uns, Majestät!“

„Sie sind entlassen!“

Die Königin wendet sich zum Abgehn, die Drohnen folgen ihr lächelnd – die Deputation steht bestürzt –

„Das ist das Unglück der Herrscher, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen,“ ruft eine Arbeiterbiene aus. „Kommt, Kameraden, gehen wir zum Volke zurück. Die fürstliche Antwort wird ihm Freude machen.“

Das Arbeitervolk hört die königliche Antwort mit Erbitterung. Die Aufregung steigert sich – das Summen der Menge nimmt einen hohen, scharfen Ton an. Die Drohnen verachten diese Vorzeichen des nahenden Sturmes. Sie spazieren, gleichsam sorglos, nach den Honigzellen hin und suchen von den dort aufgehäuften Vorräthen zu naschen. Nun bricht die Wuth der Arbeiter in offene That aus. Sie stürzen sich massenhaft auf die Drohnen, beißen sie

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)