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Die Verblendung löst sich nicht leicht, weil einige Sätze, auf denen sie beruht, Glaubensartikel geworden sind, die man, wie alle zum Glauben gehörigen Sätze, gerade deßhalb glaubt, weil sie unwahr und unmöglich sind. So Etwas hält schwer auszurotten. Beweiset man die Unwahrheit des Geglaubten, so bestärkt man nur um so mehr den Glauben, der die Vernunft von sich weist – beweist man die Wahrheit, so sucht der wankende Glaube in der verschmähten Vernunft eine Stütze.

So gehe denn hin, du kleines Büchlein, als alte Wahrheit in neuem Gewande. Pilgre umher in jenem unseligen Lande, dessen Sprache du redest, dessen Sinn dir aber schwerlich entgegenkommen wird. Ein schlechter Trost ist es, Prediger in der Wüste zu sein, und ein schlechter Spaß, zu kämpfen mit dem Geist der Lüge, wenn er sich unter den abgerissenen Talar des Professors verbirgt. Der Sieg ist der Mühe nicht werth. Was hilft es, ihnen die erborgten Fetzen vom Leibe zu reißen und sie in ihrer Nacktheit zu zeigen? Man sieht dann nicht die zorngeschwellten Glieder eines überwundenen Helden, dessen Formen Zeugniß ablegen von der Hartnäckigkeit des Streites und der Größe des Sieges, sondern nur die ekelhaft fleckige Haut des schleichenden Reptils, das seine Häßlichkeit unter dem Schleime barg,

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Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)