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Der Herzog Naims von Baierland
Kam mit des Riesen Stange:
„Schaut an, was ich im Walde fand!

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Ein Waffen, stark und lange.

Wohl schwitz’ ich von dem schweren Druck;
Hei! bairisch Bier, ein guter Schluck,
Sollt’ mir gar köstlich munden!“

Graf Richard kam zu Fuß daher,

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Ging neben seinem Pferde,

Das trug des Riesen schwere Wehr,
Den Harnisch sammt dem Schwerdte:
„Wer suchen will im wilden Tann,
Manch Waffenstück noch finden kann,

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Ist mir zu viel gewesen.“


Der Graf Garin thät ferne schon
Den Schild des Riesen schwingen.
„Der hat den Schild, deß ist die Kron’,
Der wird das Kleinod bringen!“

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„Den Schild hab’ ich, ihr lieben Herrn!

Das Kleinod hätt’ ich gar zu gern,
Doch das ist ausgebrochen.“

Zuletzt thät man Herrn Milon sehn,
Der nach dem Schlosse lenkte,

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Er ließ das Rößlein langsam gehn,

Das Haupt er traurig senkte.
Roland ritt hinter’m Vater her
Und trug ihm seinen starken Speer
Zusammt dem festen Schilde.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)