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Der Ring.


Es ging an einem Morgen
Ein Ritter über die Au.
Er dacht’ in bangen Sorgen
An die allerschönste Frau.

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„Mein werthes Ringlein golden!

Verkünde du mir frei,
Du Pfand von meiner Holden,
Wie steht es mit ihrer Treu?“

Wie er’s betrachten wollte,

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Vom Finger es ihm sprang,

Das Ringlein hüpft’ und rollte
Den Wiesenrain entlang.

Er will mit schnellen Händen
Es haschen auf der Au,

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Doch goldne Blumen ihn blenden

Und Gräser, betropft von Thau.

Ein Falk’ es gleich erlauschte,
Der auf der Linde saß,
Vom Wipfel er niederrauschte,

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Er holt’ es aus dem Gras.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)