Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815) | |
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Meer, unsichres, vielbewegtes,
Ohne Grund und ohne Schranken!
Wohl auf deiner regen Wüste
Mag die irre Sehnsucht schwanken.
Irrt die Barke mit dem Sänger;
Äußrem Sturm und innrem Drängen
Widersteht Rudell nicht länger.
Schwer erkranket liegt er nieder,
Bis sich hebt am letzten Rand
Ein Pallast im Morgenschimmer.
Und der Himmel hat Erbarmen
Mit des kranken Sängers Flehen,
Fliegt das Schiff mit günst’gem Wehen.
Kaum vernimmt die schöne Gräfin,
Daß so edler Gast gekommen,
Der allein um ihretwillen
Alsobald mit ihren Frauen
Steigt sie nieder, unerbeten,
Als Rudello, schwanken Ganges,
Eben das Gestad betreten.
Doch ihm dünkt, der Boden schwinde.
In des Führers Arme sinkt er,
Haucht sein Leben in die Winde.
Ihren Sänger ehrt die Herrin
Und ein Grabmal von Porphyr
Lehrt sein trauriges Verhängniß.
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)