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Er sprengt auf das Geschrei im Flug heran,
Er treibt sein Pferdchen muthig in die See
Und meint das blum’ge Fahrzeug zu erschwimmen.
Kaum aber prüft das Thier die kalte Flut,
So schüttelt sich’s und wendet störrig um
Und reißt den Reiter an den Strand zurück.
Derweil hat schon der Nachen mit dem Kind
Hinausgetrieben aus der stillen Bucht,
Und frisches Wehen auf der offnen See
Entführt ihn bald den Blicken.

Richard.

 Armes Kind!
Die heil’gen Engel mögen dich umschweben!

Balder.

Dem Vater kömmt die Schreckensbotschaft zu,
Gleich läßt er alle Schiffe, groß und klein,
Auslaufen und das schnellste trägt ihn selbst.
Doch spurlos ist das Meer, der Abend sinkt,
Die Winde wechseln, nächtlich tobt der Sturm.
Von mondenlangem Suchen bringen sie
Den leeren, morschen Nachen nur zurück,
Mit abgewelkten Kränzen –

Richard.

Was stört dich in der Rede, werther Gast?
Du stockst, du athmest tief.

Balder.

 Ich fahre fort.
Seit jenem Unfall freute sich der Knabe
Nicht mehr des Rosselenkens, wie zuvor,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)