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3.
Ueber den Landschaftsmaler Friedrich in Dresden.
Aus dem Briefe einer Freundin der Kunst, geschrieben im Jahre 1815.

Zuerst laß mich von dem Landschaftsmaler Friedrich und von seinen Schöpfungen reden, die mich diesmal insbesondere festhielten, und mein Gemüth auf eine eigene Weise ergriffen. – Dessen ungeachtet finde ich 16 sehr begreiflich, wie dieser gemüthvolle sinnige Künstler, wie vieles wahrhaft Originelle und Geniale, gleich manchem geistreichen Schriftsteller nur wenigen Individuen zusagt, während er für die Mehrheit unverständlich bleibt. – Ossian’s Gesänge klingen manchem Hörer wie Geisterstimmen und Aeolsharfengetön, während sie den Meisten als ein unverständliches Stürmen und Sausen vorüber rauschen. – Friedrich’s Gebilde gleichen in mehr als einer Hinsicht den Dichtungen Ossian’s, insbesondere aber an Tiefe, Innigkeit und Zartheit! – wenn nur das Verwandte ihnen gegenüber tritt, so werden sie sicher aus ihren magischen Höhen und Himmelsgluten das leise Echo im Gemüthe wiederhallen lassen. – Ich möchte auf Friedrich’s Genius anwenden, was Schiller von dem der Sprache sagt:

Jeden anderen Meister erkennt man in dem was er ausspricht
Was er weise verschweigt, zeigt mir den Meister des Stils. –

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Unbekannt: Ueber den Landschaftsmaler Friedrich in Dresden. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1816, Seite 736. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_den_Landschaftsmaler_Friedrich_in_Dresden_(1816).djvu/2&oldid=- (Version vom 7.9.2024)