Seite:Uber den Einfluss des Korsetts auf die somatischen VerhaltnissPage23.png

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Daß das Herabdrängen der unteren Magen­grenze und Hinaufheben des cardialen Anteils, das „Aufrichten“ des Magens, sowie das Tiefertreten des Colons im Vereine mit der Lordosenvermehrung bei der Frage der Ätiologie der Enteroptose Berück­sichtigung finden werden, wurde schon angedeutet. Ohne mich aber in weitere Deutungen meiner Befunde einzulassen, will ich noch kurz aufzählen, was man direkt zu sehen vermag:

  1. Durch das Korsett wird der Thorax nach unten zu, besonders in frontaler Richtung komprimiert, die Distanz der Enden der freien Rippen, am meisten jene der elften Rippe, verkürzt.
  2. Die Ellipse des kleinsten horizontalen Leibesumfanges wird in allen Durchmessern verkleinert, im frontalen mehr als im sagittalen.
  3. Diese Ebene wird herabgedrängt. Die tiefste Ein­senkung am Bauche rückt in ihr Niveau herab, die tiefste Einsenkung am Rücken in dasselbe hinauf.
  4. Die Lendenlordose wird vermehrt.
  5. Das Diaphragma wird beiderseits, rechts mehr als links, hinaufgedrängt.
  6. Die Bauchhöhle wird nach oben verlängert, der Brustraum verkürzt.
  7. Die unteren Lungengrenzen stehen höher, das Volumen der Lungen ist verkleinert, ihr Gewebe verdichtet worden, der rechte laterale Pleurasinus nahezu verstrichen.
  8. Das Herz ist gehoben, gedreht, seine Spitze der linken lateralen Brustwand genähert, seine Rückwand in den Retrocardialraum vorgebaucht worden. Die Höhe des Herz­schattens erscheint auffällig verkürzt.
  9. Die Cardia ist höher gerückt, die untere Magengrenze hinabgedrückt worden.
  10. Das Colon ist ebenfalls hinabgedrückt.
  11. Bestehende Skoliosen wurden größtenteils aus­geglichen.

Das sind die hauptsächlichsten Veränderungen, die durch das Anlegen des Korsetts unmittelbar erzeugt werden und sichtbar sind. Hiezu kommt noch eine, die mittelbar er­schlossen werden kann: die Torsion der Gefäße und Nerven.

Die dauernden sichtbaren Veränderungen sind:

  1. Herabrücken der Ebene des kleinsten Umfanges.
  2. Verstärkung der normalen Lordose und der Beckenneigung.
  3. Verlegung des Scheitels der Lordose in die Ebene des kleinsten Umfanges, d. h. Erzeugung einer Taille.
  4. Faßform des Thorax.