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1227, im Besitz der Markgrafen von Baden; ein besonderes Geschlecht mit dem Namen von Durlach hat es nie gegeben und es kann demnach auch die Burg nicht ursprünglich so geheissen haben.

Wichtiger erscheint für die frühere Zeit das nahe Grötzingen, denn nicht nur ist der schon 991 genannte Ort älter als Durlach, sondern es ist auch ein Grafengeschlecht von Grötzingen bekannt; schon 1158 findet sich ein Wecelo, comes de Grecingen. Vor dem Jahr 1272 muss Grötzingen samt Burg an den Markgrafen Rudolf I. von Baden (1243–1288) übergegangen sein, denn eine Urkunde des genannten Markgrafen von 1272 datiert „in castro Grecingen“[1]. In diesem Jahre war somit die Burg markgräflich badisch und hiess „Burg Grecingen“, und da in Grötzingen selbst keine Burganlage gefunden wird (die dortige Augustenburg ist späteren Ursprungs), so wird mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen sein, dass mit dem castrum Grecingen die auf dem Turmberg stehende Burg bezeichnet ist. Als Bestätigung dafür mag die Thatsache gelten, dass noch heute der alte Burgweg von Grötzingen aus nach ihr heraufrührt, während ein zweiter solcher von Durlach aus, der sogenannte Wolfsweg, erst auf der Höhe in den Grötzinger Burgweg einmündet, also später als dieser zu setzen sein wird.

Es ist indessen nicht anzunehmen, dass die Grafen von Grecingen als Besitzer der Burg im Anfang des 13. Jahrhunderts auch deren Gründer gewesen sind. Fecht möchte ihre Gründung dem Geschlecht von Hohenberg oder Hohenburg zuweisen, welches im Anfang des 12. Jahrhunderts im Pfinzgau ansässig gewesen ist. Von ihnen sei sie dann an die Grafen von Grecingen, gegen Ende des 13. Jahrhunderts von diesen an die Herren von Rossewag und von Letzteren an die Markgrafen von Baden übergegangen. Bei dem Mangel an zuverlässigen Nachrichten wird man hierüber schwerlich je ins Klare kommen. Es ist wahrscheinlich, dass die Anfänge der den Ausgang des Pfinzthals beherrschenden Burg schon in das 10. oder 11. Jahrhundert fallen und man wird sich des weiteren mit dem oben berührten Ergebnis befriedigen können, dass sie im 13. Jahrhundert den Grafen von Grecingen gehörte und 1272 unter demselben Namen als Burg Grecingen in dem Besitz des Markgrafen von Baden war.

Weiter meldet nun eine urkundliche Notiz vom 9. Januar 1274, dass Kaiser Rudolf von Habsburg kurz nach seiner Krönung vom Elsass aus die Burgen und Städte Mühlburg, Grötzingen und Durlach erobert habe[2] (fortissima castra et opida Mulenberg, Crezingen et Duorlach expugnavit). Dass Mühlburg damals eine Tiefburg besass, ist bekannt[3]; der gebrauchte Ausdruck ist aber auch richtig, wenn er von drei Städten und nur zwei Burgen reden will, somit wird sich die Bezeichnung castra nur auf Mühlburg und Grötzingen beziehen und der Kaiser hat demnach den Turmberg eingenommen. Er hat die Burg aber nicht zerstört, sondern dieselbe offenbar dem Markgrafen Rudolf I. zurückgegeben, denn noch im selben Monat, am 20. Januar 1274, datiert Letzterer eine Urkunde „in castro nostro Grecingin“[4].

Nachdem darüber fünf Jahre hingegangen, giebt eine weitere urkundliche Notiz vom 2. Mai 1279 die Nachricht, dass Konrad III. von Lichtenberg, Bischof von Strassburg,


  1. S. Fester a. a. O., S. 44, No. 490.
  2. S. Fester a. a. O. S. 45, No. 492.
  3. S. auch auf dem besprochenen Plan aus dem 16. Jahrhundert.
  4. S. Fester a. a. O. S. 45, No. 493.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Wagner: Die Turmberg-Ruine bei Durlach. G. Braunsche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1895, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)