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Die Turmberg-Ruine bei Durlach.
Von E. Wagner.

Viel bekannt und weithin gesehen erhebt sich unmittelbar östlich von der Stadt Durlach, zu einer Höhe von etwa 140 m ansteigend, der Turmberg, der auf seinem Gipfel, wie zu einer Warte bei der Einmündung des Pfinzthals in das weite Rheinthal bestimmt, eine Ruine, das alte Wahrzeichen von Durlach, trägt. Er wird in der weiten Umgegend, vor allem von Seiten der nahen Residenzstadt Karlsruhe, wegen der guten Höhenluft und der herrlichen Aussicht über den Schwarzwald und die malerische Kette des Hardtgebirgs und der Vogesen immer mehr geschätzt und gewürdigt, zumal seit eine Drahtseilbahn mühelosen Aufstieg gestattet und der Besucher oben in zwei Restaurationen gastliche Aufnahme findet. Die Ruine gewinnt an Anziehungskraft durch das Rätsel, in welches sie gehüllt erscheint; nicht einmal ihr einstiger Name ist bekannt und es ist nicht zu verwundern, wenn in den letztvergangenen Jahrzehnten der Glaube an ihren römischen Ursprung entstehen und seither fast unangefochten bestehen bleiben konnte.

Schon früher ist sie Gegenstand schriftstellerischer Behandlung gewesen, so in der „Kleinen Chronik von Durlach“ von S. Fr. Gehres, Karlsruhe, Braun 1824, in der „Geschichte der Stadt Durlach“ von K. G. Fecht, Heidelberg, Emmerling 1869, und von demselben mit geändertem Standpunkt in dem „I. Zwanglosen Heft des Karlsruher Altertumsvereins“ 1891, dann in der „Umgebung der Residenzstadt Karlsruhe“ von J. Näher, Karlsruhe, Gutsch 1884, in welch letzterer Schrift auch Ansichten des noch stehenden Turmes zu finden sind. Leider sind solche aus früherer Zeit nur klein und undeutlich vorhanden, so auf Bildern von Merian aus dem 17. Jahrhundert. Die älteste uns bekannte, aber auch recht klein und unbestimmt gehaltene Darstellung des Turmbergs (S. Tafel VII) befindet sich auf einem Plan der Gegend um Mühlburg aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, welcher früher im Grossh. Generallandesarchiv aufbewahrt, seit 1877 in die Grossh. Altertümersammlung übergegangen ist.[1] Ein Gesamtplan der Ruine, soweit sie erhalten ist, fehlte bis jetzt ganz. Im Jahre 1854 scheint anlässlich der von der Stadt Durlach angestrebten Ausräumung des Turmes und der Herstellung einer Gartenanlage in dessen Umgebung eine Untersuchung der Baureste ins Auge gefasst worden zu sein, die aber nicht zur Ausführung kam. Aus einem damaligen


  1. Eine photographische Nachbildung desselben in den „Karlsruher Nachrichten“ von 1877 und in der „Geschichte von Karlsruhe“ von Fr. von Weech, Karlsruhe, Macklot 1893. Der Plan, welcher allerdings nachträgliche Einzeichnungen aus späterer Zeit enthält, wird hier zu spät in das 16.–17. Jahrh. versetzt. Die Akten, zu welchen er gehört haben muss, sind nicht mehr aufzufinden.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Wagner: Die Turmberg-Ruine bei Durlach. G. Braunsche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1895, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)