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soll weiter photographieren; sie werden es zum Glück nie zu sehen bekommen.“

„Doch. Nachher“, sagte er. Wir schwiegen und schämten uns.


„Kommen Sie mit ins Wasser-Sanatorium?“ sagte er. Ich sah ihn an. „Wird hier jemand geheilt?“ sagte ich. „Jemand … ja“, sagte er. „Sie verstehen nicht richtig: da wird nicht mit Wasser geheilt. Anders: denken Sie an Kinderkrankenhaus. Wird da mit Kindern geheilt? – Kinder werden geheilt.“ „Wollen Sie vielleicht sagen, daß hier Wasser geheilt wird?“ sagte ich. „Krankes Wasser … das habe ich noch nie gehört.“ „Sie sind nun schon so lange hier“, sagte er, „und kennen sich noch immer nicht aus. Kommen Sie mit.“

Es war hinter dem Wasserplaneten, einer dicken, gurgelnden und etwas lächerlichen Sache, die da wie rasend umherwirbelte. An den Rändern zischten die Spritzer in der Rotationsrichtung, der Himmelskörper speichelte sich durch den Raum. Den ließen wir turbulieren, dann kam der große Salzsee, darüber hinaus war ich noch nie gewesen. Dann kam es.

Weit, äonenweit: Wasser, eine stille Fläche. Sie lag in der Luft wie eine hauchige Scheibe, glasdünn, glasklar, wie mir schien. Ich sagte ihm das. „Es ist nicht klar“, sagte er. „Das ist es eben. Es ist hier zur Erholung, das Wasser. Es ist abgeguckt.“ „Was ist es –?“ sagte ich. „Es ist abgeguckt“, sagte er. „Sie haben da alle hineingesehn – setzen wir uns. Ich werde Ihnen das erklären.“ Wir setzten uns an den Rand der Wasserglasplatte. Man konnte die andern Wolken sehn, die unterhalb wimmelten.

„Was tun die, die Muße haben, wenn man ihnen Wasser

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)