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„Allah-il-Allah – es gibt nur einen Gott, und Mohammed, der Heilige von Mokka und der ganzen Medine, ist sein Prophet!
Höret, Gläubige!
Lobet den Brecht, denn der Bronnen ist nicht weit – und ein Thomas in der Hand ist besser als ein Klaus auf dem Dach …
Wenn dich Kerr lobt, ist es Fatum; wenn dich aber Ihering tadelt, ist es Kismet, und so spielen sie das Spiel: Haust du meinen Moslem, hau ich deinen Moslem …!
Gedenket in Liebe Paul Valérys, der da Mode ist unter den Völkern; wer ihn aber lesen kann, dem will ich was prousten …
Herrgott, wie groß ist deine literarische Welt, wie erhaben deine Weltbühne und wie mannigfaltig dein Tierreich …
Und wer da eingeht in die Gesamtausgabe, dem ist das Paradies sicher, mitsamt den Houris, die da rufen: Na, Kleener –?
Es ging ein Fischer aus, einen Wolff zu suchen, aber es war eitel Reiß in seinem Netz, und als er sich den Schaden besah, da war die himmlische Schmiede leer …
Zeucht hin in Frieden, vermehret euch wie die Sandflöhe am Meer, denn wir haben noch nicht genug …
Allah-il-Allah –!“

Da erhob sich ein brausender Ruf aus tausend und abertausend brauner Kehlen. „Wem sagen Sie das –!“ riefen die degenerierten Wüstensöhne.

Der östliche Abend verdämmerte langsam im Westen, mein Gast Reimann-Effendi war längst gegangen, und ich sann noch lange unter den rauschenden Palmen über die Wunder des Morgenlandes.

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)