Seite:Tucholsky Mit 5 PS 128.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Minister über Grundsätze schwätzen, die sie im Ernst niemals anwenden, die Anarchie zwischen diesen künstlichen Gebilden, denen sie vorstehen, künstlich verhüllend; gelangweilt durch die trübe Phantasielosigkeit seiner Quäler kehrt der Fremde nach Hause zurück. In die Heimat, in die Heimat …

Und tritt hier in Dienst, verdient sich sein Brot, merkt, daß alles, alles genau dasselbe ist wie draußen, läßt die Arme sinken und sieht sich um.

Ein Fremder.


Polizei

Polizei sieht auf dem ganzen Kontinent ungefähr so aus:

In einem großen, grauen Gebäude mit unsaubern Korridoren sitzen Männer in Uniformen und unwahrscheinlich staubige Schreiber. Sämtliche Polizeibeamte der mitteleuropäischen Länder haben zuvor ein Examen in Unhöflichkeit abgelegt. Der Polizeibeamte sagt und tut mit unfehlbarem Instinkt das Umständliche, Unerwartete, Schwierigkeiten Bereitende, Pläne Durchkreuzende. Seine Sprache ist rauh und grob; daß er nicht sofort haut, liegt am Zeitmangel. Der Bürger, Steuerzahler und Familienvater tritt über die Schwelle mit dem Posten davor und merkt erstaunt, daß er draußen ein ungesetzliches, eigentlich gar nicht gestattetes, allzu freies Dasein geführt hat, Schüler in der Pause. Hier drinnen erst ist es richtig. Er schrumpft zu dem Nichts zusammen, das er ist, er hat keine Rechte mehr, bedeutet nichts, ist gar nicht mehr vorhanden. Ungeahnte Verbrechen liegen in der Luft, stets gewitterte; ein peinliches Gefühl, sie entgegen den Vermutungen der Behörde nicht begangen zu haben, überkommt ihn. Zunächst hat er zu warten.

Die Polizei hat den Zeitbegriff aufgehoben. Was in

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Berlin: Ernst Rowohlt, 1928, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)