Seite:Topographia Bavariae (Merian) 181.jpg

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Höltzlein / zum spatzieren / das Werdhöltzlein genandt / so mit der Thonaw / vnd Wernitz / fast vmbgeben. Gegen dem NordOstwind ist ein stattlicher Wald / der Forst genant / vnd der Statt gehörig / dessen Länge von einer halben Meil / vnd auch so breyt ist; vnnd sich biß zum Closter Käysersheim erstrecket. In der Obern Vorstatt / da man nach Gmünd / Nördlingen / vnd Nürnberg reyset / ist. S. Johanns Kirch. In der Statt aber selbsten / ligt zu derselben Ende / in der Höhe / ein feines / grosses vnd lustiges Closter / zum H. Creutz genandt / Ann. 1100. gestifftet: vber welches die Statt keine Schirmsgerechtigkeit hat. Fast am Ende deß Marckts / so in die Länge erbawet / ist die vornembste Kirch zu vnser Frawen / mit einem feinen Thurn / der aussen herumb einen schönen Krantz hat / vnd mit grünen Ziegeln bedeckt ist. Im Teutschen Hauß; wie auch im Spital daran / hat es ingleichem Kirchen; vnd in dem Käyserheimer Hof eine Capellen. Von weltlichen Gebäwen hat es 4. Thor / vnd etliche kleine Thörlein: Ein feines Rath- vnd Tantzhauß; vnnd stehet auf dem Marckt ein schöner Brunn. Die H. Fugger haben da auch ein ansehenlich Hauß / daß Pfleghauß genannt; von welchem in einer geschriebenen Chronick deß Fuggerischen Geschlechts / also stehet: H. Antonius Fugger hat die Kays. vnd deß H. Röm. Reichs Pfleg der Statt Thonauwerd auff ewige Zeit / vnd so lang ein Weltlicher Fugger in dem Leben seyn wird / an den Fuggerischen Namen gebracht / vnd dieselbe mit sehr viel Dörffern / Weilern / Einödin / Schweien / vnd Fischwassern / auch mit gantz herrlichen Wälden / Försten / vnnd Jagten / treflichen gemehret vnd gebessert / welche er von dem Pfaltzgrafen / Edelleuten / reichen Bürgern vnd andern / darzu erkaufft / vnd bezahlet. In der Statt Thonauwerd hat er / mit Bewilligung deß Raths / etliche Häuser / Höff / und Gärten / erkaufft / das alte Pfleghauß abgebrochen / vnd ein vil schöners daselbsten aufferbawet / auch mit Gärten erweitert / vnd gezieret. Vnd haben alle Churfürsten / sampt dem Röm. Käyser Carolo V. auch der Röm. König Ferdinandus, in diese Fuggerische Belehnung / vber diese Pfleg Thonauwerd / mit Briefflichen Vrkunden bewilliget / vnd sie confirmirt. Der Autor von den ReichsVogteyen schreibet am 32. Blatt / daß 4. Dörffer darein gehören / vnd in derselben den ReichsPfleger die glaitliche vnd Malefitzische Obrigkeit / auch grosse Frevel / vnd Busen / sampt Maß vnd Elengerechtigkeit / zuständig; aber die vbrige Gericht in Theils derselben dem Teutschen Orden gehörig seyen. Ferners ist alhie gegen Mitternacht ein Hauß auf einem Felsen / vnd auf der Stattmawer / allda vor Zeiten deren von Kiburg Schloß gewesen / so noch die Burg genant wird / davor aussen ein der Statt zuständiger Fischweyer ist. Es hat in diser Statt vor dem jetzigen Krieg statliche Wirtshäuser / sonderlich die 2. Herren Herberge am Marckt / gehabt. Dann da ein tribne Landstraß ist / weiln Mönchen 14. Nürnberg / 12. Nördlingen. 3. Weissenburg 5. vnd Augspurg / wie gemelt / 6. Meilen / davon gelegen; vnd die von oben herab zu Wasser kommen / allhie anlenden müssen. Man hat auch vor Zeiten die allda gemachte Creutzkäse hoch gehalten. Obgedachte Grafen von Kiburg / vnd Dillingen / seyn etwan Herren diß Orts gewesen; nach deren Abgang derselbe an das Hertzogthumb Schwaben / vnd Käyser Heinrichen den VI. kommen, welcher die Bürger allhie mit Freyheiten / vnd Recht begabet; die so dann ihre Häuser / das Closter / vnd Schloß / mit einer Mawer vmbgeben / Gesätz / vnd Policey angerichtet haben. Vnd will man / daß erst nach dem 1258. Jahr / dieses Werd zu einer rechten Statt worden seye. Käyser Conradus der Vierdte / solle hernach diesen Platz dem Hauß Bäyern vor zweytausendt Marck Silbers versetzt / vnd sein Sohn Conradinus, der letzte Hertzog in Schwaben / Anno 1266. demselben gar verkaufft haben. Als aber folgends sich Churfürst Rudolph / Pfaltzgraff bey Rhein / vnnd Hertzog in Bayern / vmbs Jahr 1300. an Käyser Albrechten dem Ersten vergriffen / so solle von ihme / dem Käyser / Thonauwerth / An. 1301. (Theils sagen Anno 1304.) belägert / vnnd das auff einem harten Felsen allhie gelegene Schloß niedergerissen / vnnd dem Boden gleich gemacht / vnd die Statt dem Reich zugeeygnet worden seyn; der hernach Käyser Carl der Vierdte dem Hauß Bäyern An. dreyzehen hundert vnd sechs vnd siebentzig vor 60000. Güld. versetzt; die aber sich / auß Zulassung

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_181.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)