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auff Straubingen / in Willen / auf den Fridländer zu gehen; der sich aber / als er solches erfahren / wider zurück in Böheimb begeben. Anno 34. trieb Hertzog Bernhard die Käyserliche Guarnisionauß Kemmat / oder Kemnath / vnd andern Orten: Hergegen / die Käyserischen / in der Obern Pfaltz / Waldmünchen / Retz / Neuburg vorm Wald / Schwandorff / vnd dergleichen / eingenommen / außgeplündert / vnnd die Guarnisionen vberal mit weggenommen; auch die Statt Cham / vnnd in Bäyern Straubingen wider eingenommen. So gieng / in diesem 34. Jahr der Bäyrische General Wahl auß Amberg / vnd eroberte Kemnat auch wider mit Accord; wie von diesem allem Kemnitzius im andern Theil / Schwedischen im Teutschland geführten Kriegs berichtet. An. 1635. sollen zu Straubingen in die achtzehen tausend Personen an der Pest gestorben seyn; nämblich vom Statt- vnnd LandtVolck / so dahin geflohen.


Sultzbach.

Es ligt diese Statt in der Obern-Pfaltz / nahend der Vils / zwischen Vilseck / vnd Amberg / auff einem ziemlich hohen Berg / vnnd hat ein fein Fürstliches Schloß; aber nur einen Brunnen vnden am Berg / davon die gantze Statt versehen wirdt. Hat vor Zeiten eygene vnd alte Grafen gehabt / auß welchen der Graf Gebhard der Erste / dieses Sultzbach solle erbawet haben. Vnder Käyser Heinrichen dem Dritten / hat Graf Ernst gelebet / dessen Enckel / Berengarius I. das alte Schloß allhie in eine Kirche zu S. Benedict genandt / verwandelt hat. Seine 2. Töchtern hatte 2. Käyser / als Gertrud Conraden den 3. vnd Bertha Manuelen zu Constantinopel. Der letzte war Gebhard der 5. so zun Zeiten Käyser Friederichs deß 2. zu Rom an der Pest gestorben; vnd die Grafschafft Sultzbach / entweder wegen Freundschafft (weil Gebhard der 3. eine Hertzogin auß Bäyern zur Ehe gehabt) oder durch Heurath / oder außgestorben Lehens / oder eines Pacts vnd Vergleichs halber / an Bäyern / vnnd folgendts / wie oben im Eingang dieses Tractats zu sehen / an die Pfaltz kommen / vnd Anno 1505. vom Käyser Maximiliano I. deß Pfaltzgrafen Ruperti Kindern verordnet; vnd auß solchen / vom Pfaltzgraf Ott Heinrichen / als er Churfürst worden / seinem Vettern / Pfaltzgraf Wolffgangen von Zweybrück / mit dem Fürstenthumb Newburg / geschenckt worden; dessen Sohn / Pfaltzgraff Ott Heinrich / der Anno 1604. ohne Mannliche Leibs Erben / gestorben / allhie Hoff gehalten / vnd ein gute wolbestellte Schul allda vnderhalten hat; Nach dessen Todt diese Statt an seinen Herrn Brudern / Pfaltzgraf Philips Ludwigen zu Newburg; vnd auff dessen auch seliges Absterben / an seinen mitlern Sohn Pfaltzgraf Augustum kommen / welches Herr Bruder Pfaltzgraf Wolffgang Wilhelm / als der älter / vnd regierend Herr / das Exercitium der Augspurgischen Confession in der Statt / sampt gedachter Schul / abgeschafft / vnd alllein in dem Schloß / doch mit seiner Maß / solches concedirt.

Von diser in dem Theil der ObernPfaltz / so man die Junge Pfaltz nennet / gelegenen Statt / vnnd von der Strittigkeit zwischen den beyden Herren Brüdern / Herren Pfaltzgraf Wolffgang Wilhelmen zu Neuburg / vnd Herren Pfaltzgrafen Augusten allhie zu Sultzbach / Anno 1627. wegen Einführung der Römisch-Catholischen Religion / allda / darwider sich der H. Pfaltzgraff Augustus gesetzt hat; vnd was endlich für Käyserliche Befelch in dieser Sach ergangen; denen auch Ihre Fürstl. Gnaden Gehorsamb geleistet / lese in dem Anhang zu deß Caroli Carafae Germania Sacra restaurata, p. 19. seqq. vnd pagina 29. seqq. deß Niderländischen Trucks / in 8. vnd was deßwegen Anno 1641. auff dem Reichstag zu Regenspurg / für eine Deduction, den Ständen deß Reichs vbergeben worden / beym Herrn Limnaeo tomo 4. de Jur. publ. pagin. 725. seq. Es schreibet Kemnitzius im 1. Theil vom Schwedischen Krieg / lib. 4. fol. 399. daß der König auß Schweden den Hochgedachten Herrn Pfaltzgrafen Augustum lieb gehabt / vnnd ihn / vor andern Teutschen Fürsten / hoch aestimirt habe. Er ist im Jahr 1632. den 14. Augusti / zu Winßheim / in Francken / gestorben / vnd hat / von seiner Gemahlin / Frawen

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1644, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_177.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)