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Edlensteinen / von grosser Köstlichkeit ist / vnd wie man sagt / auff 300000. Gülden aestimiret wird. Die Stuben in dieser newen Veste haben schöne durchscheinende Oefen / dabey allwegen ein Cammer / vnd hat jedes Gemach noch ein neben Gemächlein. Die Camin seyn stattlich schön polirt / in deren Marmol man sich ersehen kan. Das Pflaster ist von Marmolstein / vnd allweg einer andern Manier. So ist auch an Gold vnd Mahlwerck nichts erspart worden. Alle Zimmer gehen durch / jmmer eins ins ander / vnd hat jedes noch seinen Außgang auff einen langen Gang. Vnder andern Zimmern ist auch ein grosse Tafelstuben / darinn stehet ein lange Tafel / darob man essen kan / mit einem Musicalischen Instrument darin / welches / wann man die Nägel zeucht / die besteckte Wellen aufflöset / vnd die Blaßbälg aufftreibet / von sich selbst spielet. Würde allhie zu lang / wann man alles beschreiben wolte. Wer von diesem allem / was so wol von den Kirchen / als dieser newen Veste / dem Ritter S. Georgen / vnd anderm / ein weitläufftige Beschreibung vnd Bericht zu haben begehrrt / der findet sie in Martin Zeillers Teutschen Reyß-Buchs erstem Theil / am 276. vnnd folgenden Blättern / vmbständlich: Daselbst auch von dem Antiquario, vnd den vralten Monumenten vnd Bildern / vnnd andern denckwürdigen Sachen. Vor dem Antiquario draussen ist ein Saälein / vnnd in diesem ein schöne Grotten / Bildweiß gemahlet / darinn ein schöner steinerne Trog / vnd vmbher Bilder von Corallen / Perlenmutter / Muscheln / allerley Ertz / Stein / Fischbein / vnd dergleichen Sachen zusammen gemacht / etc. Dieses Saälein gehet in einen schönen / grossen / gevierdten Garten / in vier Theil außgetheilet. Die Länder seyn mit weissem Marmolstein auffgesetzt / etc. wie in besagtem Reyß-Buch am 279. vnnd 280. Blat mit mehrerm darvon zu lesen. Zu Ende deß Gartens ist ein schöner grosser Fischweyher mit Blaw gefütert: Vnd stehet Anfangs / vom Garten an zu rechnen / auff Felsen / ein grosser Metalliner Mann / Item ein Weib / wie die Wasser Götter vnnd Göttin / die halten mit einander einen grossen Delphin vmb den Leib / welcher zum Maul auß Hauffenweiß Wasser speyet / vnd geusset. Auff neben Felsen / oder Bergen / seyn Wald-Teuffel / die spritzen auch Wasser. Gegen diesem Berg vber ist ein grosser Felsenberg / oder Grotta / darauff stehet ein groß Metallin Weibsbild / Lebens grösse / die hat auff jhrem Hut ein Eychen Laub / welches das Gehültz in Bäyern bedeutet: Vmb den rechten Arm hängt ein Hirschhaut / vnd Gewicht daran / das bedeut das Gewilde in Bäyern: In der lincken Hand hats eine Aeher / der bedeut das Geträyd: Bey den Füssen liegt ein Wein-Fäßlein / das bedeutet den Weinwachs in Vnter-Bäyern: Darneben ein Saltzscheiben / die bedeut das Saltz / vnd Saltzpfannen: Vmb den Berg her sein Fisch / Schnecken / Muscheln / die bedeuten das Wasser / vnd die Fisch: Vor dem Bild stehet ein grosser Hund vnnd Bär / die Hauffen Wasser außspeyen / welches dann / daß diese Thier so groß im Bäyerland fallen / vnd gefunden werden / bedeutet: Der Berg ist von vielem Ertz zusammen gesetzt / welches die Bergwerck anzeyget: Auff beyden Seiten deß Bergs stehen zwey grosse absonderliche ährine Löwin: vnd wachsen auß allen diesen Bergen vnnd Felsen / allerley gute Kräutlein vnd Blumen gar schön / weil man die Saamen also hinein gesäet hat / so die Felsen hüpsch zieren / sonderlich aber wachsen schöne Erdbeer daran. Neben dem grossen Berg / hat es kleine Nebenberglein / mit spritzenden Bildern. Was mehrers dabey / vnd zu sehen ist / das stehet in obgedachtem Rayßbuch am 280. Blat; als der Weyher hinder dem grossen Berg / darinnen schöne grosse Sälmling / Lax vnd Bach-Forellen; ein sachteckigter Tisch / Grotten / vnd dergleichen sehenswürdige Sachen.

Oben in diesem Baw / der newen Veste / ist das Rondel / oder Cupola, welche vier offne vnnd gegläßte eisine / vnnd vier hültzene Thürn hat / vnd kan man auß dieser Cupola in viel Zimmer vnd Veste Creutzweise gehen. An allen Orthen von aussen seyn Sonnen-Vhren angemacht: Im Schloß-Thurn aber sind schlagende Vhren. Vor dieser newen Veste vber ist das Gesandten-Hause / so groß / in welchem die Abgesandte / so nicht vom Käyser / vnnd Königen geschickt werden / jhre Zimmer haben. Auß dieser

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)