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vnd habe anderer Stätt an der Thonaw sich auch bemächtigt. Es seye Ingolstatt wegen 3. Stück berühmbt. 1. Wegen der hohen Schul / so mit gleichen Freyheiten als Bononia, vnd Wien begabt; bey welcher Robertus Bellarmnius, Obertus Gifanius, vnnd Petrus Appianus gelesen haben. 2. Wegen des Käysers Caroli V. vnd der Protestierenden Lager / im Jahr 1546. allda; Vnd dann 3. wegen der Vestung / vnd so viel auß angedeuter Verzeichnuß. Es ist aber dabey zu mercken / daß gemeldten Hertzogs Ludwigen im Bart Schwester / Fraw Elisabeth / König Caroln / dieses Namens den Sechsten in Franckreich gehabt / welcher / vnd seine Gemahlin / jme Hertzog Ludwigen / dem Schwagern / vnd Brudern / einen gewaltigen Schatz gegeben / welchen er eingeschlagen / vnnd vor jhme her in Bäyern hat führen lassen. Vnd von diesem Schatz hat Hertzog Ludwig hernach obgedachte newe Pfarrkirchen zu vnser Frawen von Grund auffbawen lassen. Aventinus, da er im 8. Buch seiner Bäyrischen Chronick / am 411. b. Blat / von besagtem Schatz handelt / meldet / daß der Rath allhie ein groß Pergamen Buch habe / darinn alle Stück / was ein jegliches an Silber / Gold / Edelgestein / gewogen / gehalten / golten / beschrieben stehen / vnd seye alles vmb 50. Tonnen Goldes angeschlagen worden. Theils wollen / daß oberwehnte schöne güldene / vnd mit einem grossen Hauffen Saphiren / Rubinen / Perlen / vnd andern Steinen / gezierte Marienbild / vnd den Ritter / auff 100000. Gülden / vnnd allein den Rubin am Bilde auff der Brust / wie ein Hertz geschnitten / vff 14000. Gülden werth schätzen. So aber vielleicht von voriger Zeit / da man reicher / vnd die Edelgestein nicht so gemein / als jetzt gewesen / zuverstehen seyn wirdt; Was nun die auch obangezogene hohe Schul allhie anbelangt / so vermeynen Theyls / daß allbereit im Jar 1410. ein Anfang zur selben gemacht / vnd die Professores von Wien darzu beruffen worden seyen; welche Papst Pius der Ander hernach mit Freyheiten gehabt; Hertzog Ludwig aber / der reiche Fürst von Landshut (als der nach Absterben obgedachter beeden Hertzogen / Ludwigs im Bart / vnd Ludwigs deß Buckelten / Vatter vnd Sohns / ohne Mannliche Erben / von seinem Herrn Vatter / Hertzog Heinrichen dem XV. zu Landshut / auch Ingolstatt / vnd was darzu gehörte / geerbt hat) Anno 1471. jhr gewaltig auffgeholffen / vnd sein Sohn Hertzog Georg der Reiche / dieses löbliche Werck vollendts zu Ende gebracht habe. In der newen Cosmographia Munsteri wirdt der Anfang solcher Vniversität ins Jahr 1472. gesetzt / vnd vermeldet / daß (Anfangs) die gantze Vniversität in 4. Nationen / nemblich die Bäyerische / Rheinische / Fränckische / vnnd Sächsische / seye getheylet / vnnd Anno 1556. die Jesuiter allhie eingesetzt worden / welches dann / sonders Zweiffels / auß dem 2. Theil Metrop. Salisb. Hundij genommen / da am 416. vnd folgenden Blat / stehet / daß Anno 1472. Hertzog Ludwig in NiederBäyern am ersten diese hohe Schul allhie angerichtet habe. Vnd waren der Professorum Anfangs wenig / auch ihre Bestallung gering / welche beysammen wohnten / vnd vber einen Tisch giengen. Vnnd werden daselbst die Völcker / so vnter den erwehnten Nationen begriffen gewesen / gesetzt: Vnd darbey gesagt / daß solcher Vnterschied der Nationen / vnd Pocuratorn / so auß den Ital. vnnd Frantzösischen Schulen herkommen / gleich wider abgethan / vnd dem Rath der hohen Schul den Rectorn zu erwöhlen / vnd aller anderer Gewalt vbergeben worden; vnd daß die Jesuiter Anfangs jhre Wohnung in dem alten Collegio, biß auffs Jahr 1576. gehabt / biß sie in das jetzige Gebäw gezogen seyn: Vnd daß vom Papst der hohen Schul zu einem Cantzler der Bischoff von Eichstätt / als in dessen Dioecesi Ingolstatt gelegen / gegeben worden / der seinen Vice Cancellarium, nemblich den fürnembsten Proffessorem der H. Schrifft allhie habe: Von Hertzog Georg in Bäyern seye hernach das newe / oder Georgianische Collegium nahend dem alten / erbawet worden. Von der Belägerung im Jahr 1546. deren auch oben Meldung geschehen / seyn Sleidanus zu Ende deß 17. vnd Anfang deß 18. Buchs / Ludovicus ab Avila lib. 1. vnd Lambertus Hortensius, libro 2. et 3. beede von dem Teutschen Schmalkald. Krieg / zu lesen / daselbsten auch / was es vor ein Gelegenheit vmb Ingolstatt habe / vnnd wie die

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)