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Raindorff. Vnd seynd von Anfang dieses Stiffts biß anhero / wie noch / so wol vnter den ThombCapitular / als Chor Herren der NebenStiffter jederzeit / nicht allein deß ansehnlichen stattlichen Herkommens / als fürtrefflicher Geschicklichkeit / vnd in allen Künsten grosser Erfahrenheit halber / viel ansehnliche Männer berühmbt vnnd gepriesen worden.

Ein viertel Stund weit von der Statt vff den Engern gegen München an dem gemeinen Gangsteig / stehet ein grosses auß Stein erhebtes Creutz / zu einem Zeichen / deß an demselben Orth durch Hertzog Christoffen in Bäyern in dem 1485. Jahr entleibten H. Niclasen von Abensperg / welcher dises vhralten Adelichen Geschlechts vnd Namens der letzte gewesen / vnd in deß Hertzog Abrechten in Bäyern Kriegsdienste / als ein Obr. Hauptmann deß Bäyerischen Adels / wider gemelten Hertzog Christophen sich gebrauchen lassen.

Ward aber am Heimbreysen von diesem auskundschafftet / vnd als er am sichersten zu seyn vermeynt / vnd der Statt Freysing zunahete / vberfallen / vnd neben H. Burckharden von Rohrbach / gewesten Pflegern zu Mainburg / auch Lorentz Pogner von Kelheimb / vmbs Leben gebracht vnnd niedergelegt / wie die in Stein eingehawte Schrifften beweisen.

Die benachbarte Stätt seynd München vff 5. kleine / Augspurg 9. Ingolstatt 7. Regenspurg 12. Landshut 4. Wasserburg 7. Saltzburg 18. Meyl Wegs entlegen / darzwischen sich aber viel kleine Stätt befinden / welche in den Chorographiis vnd LandTaffeln Germaniae et Bavariae zu Genügen verzeichnet seynd.


FreyenStättlein / oder Freyenstatt.

In der Obern Pfaltz / ein Stättlein / an den Gräntzen deß Sultzgöw / nahendt Sultzburg vnnd Hippoltstein gelegen. Ist im Julio Anno 1632. von den Schwedischen erstiegen / außgeplündert vnd verbrant worden; wie man damahlen geschrieben; aber solches Stättlein vor ein Aichstättisches gesetzt hat; wie es dann auch nahend selbigem Bistthumb gelegen ist. Aber in einem den 25. Martij Anno 1643. datirtem / vnd vns zukommenem Bericht / wird vermeldet / daß Freystättlein / wie auch Helffenberg / gegen Ablösung von hundert tausendt Gülden / die Tillischen haben; wie ingleichem auch Breiteneck vnd Hirnstauff / vnd zwar diese letztere liberalitate Dn. Electoris Bavariae, (jedoch salvo jure der LandsFürstl. Obrigkeit.)


Fridberg.

Diese Statt liegt in OberBäyern / ein MeylWegs von Augspurg / vnd gehört in die Fürstliche Regierung / vnd Rent-Ampt München. Die Acha entspringt nahendt dabey / vnnd laufft von dannen / neben dem Lech / zum Closter vnd Marckt Thierhaubten. Solle zun Zeiten Käyser Friederichs deß Andern / von der Hertzogen in Bäyern seyn angerichtet; das Schloß aber von Käysers Ludovici deß Vierdten Vatter / Hertzog Ludwigen / allda erbawet worden seyn; wie beym Adriano Romano, in Theatro Urbium, vnd Andrea Ratisponensi, in seiner Bäyrischen Chronick / zu lesen: Wiewol die Statt selbsten von Theils für gedachten Hertzog Ludwigs Werck gehalten wird. Es wird dieses Orts gar viel in deß Caesaris Augspurgischen Chronick gedacht: wie er dann offt angefochten worden. Vnd meldet Aventinus, daß im Jahr 1395. Hertzog Hanß / vnd sein Sohn / Hertzog Ernst / zu Mönchen / denselben gewonnen; vnd daß in den innerlichen Kriegen der Fürsten in Bäyern / zun Zeiten Käyser Sigmunds / Hertzog Ernst vnd Wilhelm / Gebrüder / zu Mönchen / sich vor Fridberg / das damahln Hertzog Ludwigen zu Ingolstatt gehörte / sechs Monat lang gelegt / vnnd auch solche Statt bezwungen haben. Anno 1632. den sechsten Julij / ist dieselbe von den Schwedischen mit Gewalt erobert / alle Mannschafft niedergehawt / die Statt geplündert / vnnd in Brandt gesteckt; weil die Schwedische Salva-Guardi / wie man geschrieben / zuvor darinnen ermordet worden ist.

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)