Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 264.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einlassen wollen; daher er sie / durch Herrn Friederichen von Colnitz / belagern / erobern / plündern / verbrennen / zerbrechen / die Mauren / Thürne / und Thor / alle der Erden gleich einreissen / und kein Gebäu / ohn allein die Kirchen / habe stehen lassen; so vielleicht der vorhero in Anno 1348. an S. Pauli Bekehrungs Tag geweste Erdbidem verkündiget hat / in welchem nur zwo Capellen gantz geblieben seyn. Es schreibet Christianus Wurstisen / in der Baßler Chronic / lib. 3. cap. 13. daß man allhie / in S. Jacobs Kirchen / in einer Mauer / diese drey alte Verßlein eingehauen lese:

Sub M. C. triplo, quadraginta octo tibi dico,
Tunc fuit terraemotus, conversio Pauli,
Subvertit Urbes, Basileam, Castraque Villaci.

Es irre sich aber / erinnert er ferners / diese Gedächtnuß in deme / daß sie der Windischen Landen Erdbidem / in welchem deß besagten 1348. Jahrs / in Ungarn / Steyermarch / Kärndten / und dem Windischen Lande / 26. Stätt / und Schlösser / (besiehe Albertum Argentinensem de rebus gestis Bertoldi Episcopi Argentinensis und Aventinum) verfallen / mit dem Baßlerischen / der sich Anno 1356. begeben / vermenget. Anno 1523. ist Villach / durch Verwarlosung eines Haußknechts / schier gar außgebronnen: Hat auch seithero noch mehrern Schäden durch Feur empfangen. Anno 1552. kam Käiser Carolus V. auß Tyrol hieher / als Ihre Majest. sich nach Wien begaben. Von dem Bade bey Villach / siehe Thurneissern in seinem Tractat von allerhand Bädern lib. 5. cap. 56. Allhie ist Anno 1492. Ursus Ursinus, deß Pabsts Alexanders Gesandter an König Ulaßla in Ungarn / in seiner Heimräise nach Rom / erkranckt / gestorben / und begraben worden.


Völckelmarckt / Volckenmarca.

Liegt an der Traa / darein daselbst die Olßnitz kompt. Ist ein Landsfürstlich Stättlein / welches die Völckel / ein edles abgestorbenes Geschlecht erbauet; wie neulich ein vornehmer Freyherr berichtet / und vermeldet hat / daß sonsten ferners allhie nichts denckwürdiges seye: Allein / daß es eine Probestey allda habe / und nicht weit davon das Closter Oberndorff liege. Anno 1307. ist Ertzbischoff Conradus von Saltzburg / auß Befelch Käiser Albrechts / wider Hertzog Heinrichen / in Kärndten gezogen / ohne Zweiffel darum / damit er ihn auß Böheim / diß sein Vätterlich Fürstenthum Kärndten zubeschützen / ziehen möchte. Aber Hertzog Heinrichen war das Königreich lieber; daher dem Ertzbischoff leicht gewesen / S. Veit / Volckenmarckt / und Clagenfurt / durch Ubergab / in seinen Gewalt zu bringen. Das Schloß Rabenstein hat er mit Gewalt erobert / und niedergeworffen; S. Thomasberg bevestiget / und seine Soldaten reich gemacht / wie Andreas Brunner part. 3. Annal. Boicorum lib. 15. pag. 1013. schreibet.


Wolffsperg.

Ins gemein Wolsperg / so / wie oben gemeldt / Käiser Henricus Secundus, dem Stifft Bamberg / mit Villach / geben / welcher Bischoff seinen Vitzdom allhie hat; welcher ein Domherr von Bamberg ist; wie Besoldus in Thesauro practico, im Wort Viezthum / schreibet. Liegt im Lavanthal / an der Lavant / und hat ein Schloß / und gleich vor der Statt ein neues Capuciner-Closter. Der Berg hinter Wolffsberg / ob S. Gertraut / wird am Kamp genant. Es ist diese Statt Anno 1361. ihrem Vitzdom / Herren Eberhart von Colnitz / rebellisch worden / und haben die Burger den Cantzler / und zween vom Adel / auff dem Platz / enthaupten lassen; deßwegen die Statt belagert / die Rädlinsführer wieder enthauptet / und der fürnehmste / Ottmar der Lange genant / geviertheilt worden / wie offterwehnter Megiserus schreibet.


Anhang.

Dieses seynd also die Kärndterische Stätte. Weilen es aber auch viel schöne Marcktflecken im Lande gibt / so von den Scribenten zum Theil Oppida genant werden; wie ingleichem ansehenliche Clöster: So wollen wir derselben / zum Beschluß / auch etliche setzen: Als:

Altenhofen / Marckt / Schloß / und Ampthoff / Saltzburgisch / so Lazius deß Ptolemaei Vacorium zu seyn vermeynt / und daß solcher Ort auff halbem Weg zwischen S. Veit / und Friesach / gelegen seye / lib. 12. Reipubl. Rom. fol. 1035. sagen thut. Es ist allda einmals ein grosser Wolckenbruch entstanden / und seynd viel Leut ertruncken.

Arnoldstein / an der Strassen / wann man von Villach ins Friaul räiset / gelegen. Ist zwar nunmehr

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)