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36. Alt Strasserisch Gebäu an der Enßbütten.
37. Wiener Straß.
38. Steyerfluß / dabey mit Flössen.
39. Das Wasser geschwellt / und in die Stattmühl von 7. Gängen geleitet / bey welchem Abfall ein Loch / dadurch die Flöß fahren mögen.
40. Herrnhauß.
41. Straß nach Welß.
42. Im Aichet genant.
43. Kleine Capell.
44. Bruderhauß.
45. Gisibel genant.
46. Stadelhoff.
47. Wiserfeld.
48. Straß nach Lintz und Enß.
49. Gottes Acker.
50. Gröste Vorstatt / das Steyerdorff genant / so bald mit dopelter Ringmaur umfangen.
51. Glincker Thor.
52. Sau oder eusserst Thor.
53. Das kleine Bad.
54. Königl. Spital und Kirchen.
55. Neuerbaute / und noch nicht gar verfertigte Jesuiter Kirchen / darneben auch das Collegium kommen soll.
56. Wachtthurn der Statt / der Täber genant.
57. Vorstatt / im Oertel genant.
58. Ein lange breite Gassen / am Berg genant.


Thirenstein / Tyrnstein.

Ist ein Stättlein / Closter / und Schloß / an der Thonau / in Unter-Oesterreich / ein Meil Wegs oberhalb der Statt Stein gelegen. Bey angehender Regierung Hertzogs Friderici Bellicosi in Oesterreich / deß Letzten auß dem Bambergischen Stammen / haben / in seinem Abwesen / zween Brüder / Heinrich / und Hadmar / von Chuenring / wegen ihrer Grausamkeit gegen ihrem natürlichen Herren / die Hunde genant / die beyde Stätte Crembs und Stein / wie auch oben gemeldt worden / abgebrandt. Deßwegen / der Hertzog / als Er wieder zu Lande kommen / dem einen Brudern / Henrico, diesen Ort Tyrnstein / sampt beyliegenden Dörffern / so ihme / und seinem Geschlecht zuständig gewesen / genommen / und behalten. Und haben auch noch / zu deß Cuspiniani Zeiten / wie er in Austria fol. 29. schreibet / dieselben dem Hochlöblichsten Hauß Oesterreich zugehört. Folgends aber haben Tyrnstein die Herren von Zelking gehabt / so nunmehr abgestorben / und solle solches Stättlein / sampt dem Schloß / ein Herr von Traun / wie man berichtet / (wiewol Theils vor diesem von einem Herrn von Zinzendorff gesagt) mit einer Erbtochter von Zelcking / durch Heyrath bekommen haben / und jetzt besitzen. Der vom Hertzog Leopoldo zu Osterreich / und Hadmaro II. Herrn von Chuenring / nahend Wien gefangene Engeländische König / Richardus, so sich folgends mit grossem Geld hat lösen müssen / solle allhie im Schloß verwahret worden seyn / wie ehebesagter Cuspinianus in vita Henrici VI. Imp. fol. 328. meldet. Anno 1645. nahmen die Schweden dieses Stättlein im Martio ein.


Tuln / Tulna.

Diß ist ein gar alte Landsfürstlich Unter-Oesterreichische Statt / 6. Meileen unterhalb Crembs / und 4. ober Wien / und einen zimlichen Weg von der Thonau / an dem Wasser gleiches Nahmens / gelegen; da herumb man noch vor etlichen Jahren alte Müntzen / und dergleichen gefunden hat. Besiehe von alten Schrifften allhie Lazium de Rep. Rom. fol. 209. 558. und 618. der auch am 1101. Blat sagt / daß sich das Feld herumb weit erstrecke / so von der Statt den Nahmen habe; und nicht allein wegen deß Getraids- und Weinbaus; sondern auch deß stätigen gesunden Luffts halber / berühmt seye; durch welches Tulnerfeld die Trasam fliesse / die ihren Nahmen / wie Er nicht zweiffle / daher bekommen / weilen die Römer / als vor Zeiten Herren diß Orts / solch Feld / oder Strich Landes / Terram Sanam werden genant haben; so die Teutschen / welche den Römern succedirt, auff ihre Weise außgesprochen / und verkürtzter das Feld Trasamam, und das besagte Wasser die Trasmam geheissen. Welches dann abermals deß Lazii Muthmassung / dergleichen Er in angezogenem seinem sehr grossen Werck viel hat. Es seye aber die Landschafft herumb / so gut als sie wolle / so solle doch zu Tuln in den Wirtshäusern theur zu zehren seyn. Es hat ein Nonnen-Closter / so gutes Einkommen / zum H. Creutz genant / vom Käiser Rudolpho I. nach dem wider Ottocarum, den König in Böheim / erhaltenen Sieg / seinem Gelübd gemäß / gestifftet; dessen Sohn Hartmann. der es gar außgebauet / neben seinem Bruder Friderico, auch allda begraben liegt. Ist sonsten auch ein Pfarrkirchen allda / mit 2. Thürn / und ein Capuciner Closter. Es haben sich in- und bey dieser Statt unterschiedlich denckwürdige Sachen begeben. Dann bey solcher der Römische Landpfleger Matrinus von den Hunnen erlegt / und umgebracht worden ist. Es seynd gleichwol der Hunnen auch auff die 40. tausend / und unter denselben ihre Obristen Bela, Keme, und Kadicha, blieben. Nach erhaltenem Sieg / haben die Hunnen den Attilam zu ihrem König gemacht. Folgends / zun Zeiten Käiser Heinrichs deß III. hat König Ovo auß Ungarn (welchen die Stände an König Peters Statt erwählet hatten) diese Statt in der Faßnacht unversehens überfallen / dieselbe angezündet / und alle die / so sich zur Wehr satzten / erschlagen / also daß alle Gassen voll todter Cörper lagen. Er ließ die Gefangene / wie das Vieh / in Ungarn treiben / und brachte einen grossen Raub davon. Höchstgedachtem Käiser Rudolphen dem Ersten hat Tuln die Thor freywillig auffgethan. Anno 1477. hat sich diese Statt dem König Matthiae Corvino auß Ungarn ergeben. Anno 1627. ist auff dem Tulnerfeld ein Hirsch gefällt worden / so 575. Pfund gewogen. Anno 1642. ist ein neues Thor allhie gebauet worden; daran / wie einer berichtet / oben ein gelber Stern; unten aber ein Lux / so im Munde ein brennende Fackel hält: Und in der Mitte / 3. weisse Lilien / und ein Bischoffs-Stab /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_114.jpg&oldid=- (Version vom 4.3.2018)