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deren Nahmen aber / in so langer Zeit / ausser deß Jerardi, und Eutherii, fast verlohren worden seyn. Zun Zeiten deß Käisers Cari, Item Numeriani, und Carini, sagt man / habe Silla Maximilianus diesem Bistum vorgestanden / so vom Eulasio dem Lands Hauptmann in Kärndten / enthauptet worden / welchen Eulasium hernach der Donner zu Cecemmuro, oder Zeiselmaur / vom Sebast. Schrötero in historica totius Terrar. Orbis descript. tom. I. lib. I. pag. 78. Cetro Castellum genannt / in Oesterreich / (allda vor Zeiten Cecia gestanden / so jetzt nur ein Dorff / gleichsam Ceciae Murus genannt / auff der andern Seiten deß Calenbergs / und zu dessen Ende / gegen Abendwerts / und ein wenig oberhalb Tuln gelegen) erschlagen hat. Er ist erstlich zu Lorich / in seiner Kirchen / begraben / hernach gen Passau geführt worden; daselbst Er noch / sampt dem H. Valentiniano, verwahret werden solle. Ihme hat S. Quirinus gefolgt / den theils / aber unrecht / dem H. Maximiliano, vorsetzen / als welche die Märtyrer dieses Nahmen vermischen. Philippus Ferrarius Alexandrinus, in dem Catalogo der Heiligen in Italia, erzehlet vier Heilige Quirinos, so Märtyrer Christi gewesen / darunter einer zu Rom umkommen / und zu Tegernsee in Bayern ruhet; zu welchen Raderus, von den Heiligen in Bayern / den fünfften / nemlich besagten H. Quirinum, erstlich Patriarchen zu Aglar / oder Aquileja, hernach Ertzbischoffen zu Lorch / oder Enß / thut / welchen ihr viel vor deß Käisers Philippi Sohn halten / der in Illyrico ertränckt / und endlich zu Meyland begraben ist / dessen Prudentius gedencket / und welcher eigentlich der Illyrische und Norische Quirinus zu nennen ist. Nach ihme findet man in vielen Jahren nichts mehr von den Bischöffen allhie / biß auff Constantium, der zun Zeiten S. Severini gelebt / deme Theodorus succedirt hat / so Anno 524. gestorben ist. Ferners hat man abermals keine Nachrichtung von ihnen; aber umbs Jahr Christi 616. hat Ertzbischoff Philo allhie gelebt: Nach welcher Zeit / wegen der Hunnen öfftern Uberfalls / dieses Bistum auff Passau verlegt worden; wiewol Vivilo, oder Vivilus, der Ertz-Bischoff / zun Zeiten deß H. Bonifacii, allererst das Heiligthum / und die Priester / von Lorch auff Passau gebracht / deme ferners der Bischoff Sidonius, und andere / zu Passau gefolgt / und wegen deß Ertzbischofflichen Tituls / sich mit Saltzburg gezanckt haben / biß solcher dem Stifft Saltzburg blieben; wie wir in unserer Topographia Bavariae, bey Saltzburg / und sonderlich Passau / angezeigt / auch von deme / was obgesagt / Marcus Velserus lib. 3. Rerum Boicarum pag. 174. seq. und Wiguleus Hund tom. I. Metrop. Salisbur. zu lesen seyn.


Freystatt.

Diß ist eine von den sieben Lands-Fürstlichen Stätten in Ober-Oesterreich / so zimlich wol erbauet / aber nicht vest ist; daher die Ober-Enserische Bauren / im nächsten Auffstand / sie bald erobert / auch bald wieder verlohren haben. Sie ligt in einem Grunde auff der Pragerischen Landstrassen / und 4. Meilen von Lintz; hat feine Häuser / und machet gut Bier / so auch in die Ferne geführt wird. Sonderlich aber machet diesen Ort berühmt der stattliche Marckt / so jährlich umb S. Pauli Bekehrung 14. Tag lang allhie gehalten / und viel Fastenspeiß dahin gebracht wird. Die Gegend herumb heisset man das Machland / welches vor Zeiten eigne Grafen / von Burckhausen / und Machland genant / gehabt / darein auch Gall Neukirchen / Helmesed / Keffermarckt / Matthausen / Greyn / Bergen / Künigwisen / Bregarten / Weytra / Wyndhag / Klam / Klingenberg / Narn / Lustenberg / etc. gerechnet werden. Nach Abgang dieser Grafen / ist die Graffschafft Machland / ums Jahr 1186. auß Geschenck deß Reichs / an die Fürsten in Oesterreich kommen / welche den Grafen von Hardegg sich davon zu schreiben vergont haben; die aber / unsers Wissens / wenig mehr da besitzen / sondern die obbesagte Ort entweder dem Lands-Fürsten / oder andern unterschiedlichen Oesterreichischen Herren / gehörig seyn. Siehe Lazium lib. 7. migrat. Gent. fol. 319. et lib. 12. Reip. Rom. sect. 7. c. 6. In einer Verzeichnuß findet sich / daß Herr Leonhard Helferich / Graff von Meggau / die Herrschafft Freystatt / und nach dessen Tode / einer seiner 5. Töchtermänner / ein Graff von Slawata / dieselbe bekommen habe. So vielleicht der Theil von Machland seyn wird / der eigentlich zu Freystatt / und dem Hauß Oesterreich sonsten gehörig ist / aber der Zeit ein Pfandschilling seyn mag: Wie dann auch in einem Schreiben vermeldet wird / daß dieser letzte Herr Graff von Meggau / so neulich gestorben / die Herrschafft Freystatt an sich gebracht habe / von dem Hauß Oesterreich. Anno 1626. haben die Ober-Enserische Bauren Freystatt mit List einbekommen / und sehr übel allda / sonderlich im Schloß / gehauset.


Gemünd / oder Gmund.

Ins gemein Gmundten. Ist auch ein Landsfürstl. Ober-Oesterreichische Statt / die Philippus Cluverius deß Antonini Laciacum zu seyn erachten thut. Der Nahm kompt ihr von dem Wasser Traun / Draun / oder Drano, so allhie in den See / der von der Statt den Nahmen hat / fällt / und wieder bey der Statt auß solchem gehet; und nach dem es dieses Land zimlich durchloffen / endlich unterhalb Lintz / nahend Ebersperg / in die Thonau kompt / und gar fischreich ist; wie auch besagter See / daran das Closter / und Märcktlein Draunkirchen ligt / sehr wolgeschmackte Fisch hat. Und vermeynet Wolf. Lazius libro 12. Comment. Reip. Rom. sect. 7. cap. 2. daß es eben der Alten Lacus Felix, in Norico Ripensi seye / der / wie zu glauben / à stativis legionis tertiae Felicis diesen

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)