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Es hat gleichwol die Probstey ihren Reichs-Anschlag noch besonders / nämblich alle Monat 2. zu Roß / 14. zu Fuß / oder 80. fl. an Geld; und / zu Underhaltung deß Kammer-Gerichts Jährlich 58. fl. 21. Kr. 5. Heller / den Thaler zu 69. Kreutzer gerechnet; wie auch ich gefunden. Was der nächst verstorbne Herr Chur-Fürst von Trier / und Bischoff von Speyer / bey den vorgewesten General Friedens-Tractaten, zu Münster / und Oßnabruck / seines Stiffts Speyer / und dieser demselben incorporirter Probstey Weissenburg halber / die beyde Reichs-Städte Weissenburg / und Landau / betreffende / anbringen lassen; davon siehe oben Landau.


Westhofen / Westhoffen.

Im Undern-Elsaß / nahend Moltzheim / Balborn und Mutzig / gelegen / ist ein Städtlein dem Herrn Graffen von Hanau Liechtenberg gehörig / so vorhin der Herren von Liechtenberg gewesen. Anno 1444. kamen auch hieher die Armeniaken / oder Armen-Gecken / welche die Mauren an einem Ende mit Büchsen abgeschossen / auch das Wasser in dem Graben abgetolbet / darauff das Städtlein / ümb Simonis-Judae, mit Gedinge / ihnen auffgeben ward. Straßburger Chronick. Es haben sich Vor-Zeiten / die Schelmen / ein Adelich Geschlecht im Elsaß / so ümbs Jahr 1292. abgestorben / von Westhoffen geschrieben.


Weyersheim /

Zum Hohen-Thurn / ein Fleck / zwischen Hagenau / und Straßburg / auff halben Weg gelegen / allda Anno 1635. die Käyserisch-Gallischen ein starckes Quartier gehabt / und daselbst / und in selbiger Marckung / über 500. unbegrabner Personen / so von Pestilentz / und Hunger / gestorben / hinderlassen; wie Kemnitzius berichtet.


Wihr /

Ein Städtlein / und Schloß / zwischen Münster / und Türckheim / im Ober-Elsaß gelegen / und den Herren von Rapoltstein zuständig.


Wildenstein /

Ein Weyland gewest vestes Berg-Schloß / bey Urbis / und S. Dammarin / an den Lothringischen Gräntzen / hinder Maß-Münster / in S. Amarinthal / ohnfern von dem Paß in Lothringen / die Steig genandt / gelegen / dem Stifft Murbach zuständig. Anno 1646. den 18. Aprilis, hat solches der General Major von Erlach / nach etlicher Tagen Beschiessung / mit Accord erobert. Wie aber dieses vesten Hauses sich zubemächtigen were / hat die Besatzung in Than / von einer Parthey / so sie auß Wildenstein gefangen bekommen / erkündiget. Ist hernach vom besagten Erlacher / gewesten Frantzösischen Gubernatorn in Brysach zerstört worden. Irret sich derwegen der Italianische Graff Majolin. Bisaccioni, wann er diesen Orth zu Lothringen rechnet / und lib. 5. histor. pag. 308. also schreibet: Vildenstain è un Castello del monte Vosago, verso l’ Alsatia, in Lorena, lontano à dirittura de Renicemonte (Remiremonte) su la Mosella 6. leghe, da S. Mauritio. 3. da S. Damiana. 2. e da Morbach poco più dè tre altre, è di forma più longo, che largo, la lunghezza è da mezzo giorno, à Settentrione cavato. 36. passi, rocca del monte, et hà una fascia, ò recinto di. 600. piede, verso il Levante. Sirende à Francesi l’ Ann. 1634. Biß hieher dieser. Bauhinus, in der Histori vom Bollerbad / schreibet also: Im Sundgäu / gegen Lothringen zu / zu oberst auff einem sehr hohen Berg / so von andern abgesondert / im Schloß Wildenstein / dem Gefürsten Abbt von Murbach zuständig / ist ein Brunn.


Wildstätt / Wilstett / Wilstädt.

Ligt ein Meil Wegs von Straßburg / aber über Rhein / auff Germanier Boden / in der Mordnau / so man jetzt Ortenau zunennen pfleget. Gehört dem Herren Graffen von Hanau Liechtenberg. Hatte vor dem jetzigen Teutschen Krieg ein feines Schloß / und schöne Mühlen allda. Aber Anno 1632. den 20. Februarii, haben deß Obristen von Ossa Soldaten allda sehr übel gehauset / die Mühl / Schloß / und Häuser / ausser 40. angesteckt / darbey auch viel Leut ümbkommen seyn. Ward hernach noch weiters / von underschiedlichen Partheyen / und darunder / den 10. Aprilis Anno 41. vom Herren Generaln Gill de Haas, mit Accord; Anno 43. den 29. Augusti, vom Herrn General Johann de Werth; und dann Anno 45. vom Herrn General Major von Erlach / und Herrn Obrist Mosern / Commendanten zu Benfeld eingenommen. Dem Krieg der Stadt Straßburg mit ihrem Bischoff / Walthern von Geroltzeck / belägerten die Straßburger auch dieses Städtlein / so selbiger Zeit gar wol gebauet / und den Straßburgern grosser Schad darauß geschehen war; welches sie gewonnen / und zerbrochen haben / und starb gedachter Bischoff Anno 1263. noch in währender Unruh. Straßburger Chronick / Theatrum Europaeum, und Relationen.


Wiler / oder Weyler.

Ein Städtlein / auff der Seiten bey Schlettstadt / gegen Lothringen / gelegen / so / meines wissens / sampt dem Weylerthal / noch der Zeit Gräfflich Fuggerisch seyn wird. Kemnitzius berichtet / daß Anno 1633. dieses Städtlein Weiler / vom Rhein-Graffen Johann Philipsen / der den 27. Maii; von Dambach auß; und durch das Weilerthal / gezogen / stracks eingenommen worden; obwohln die von Hohen-Königsberg / mit schiessen aus Stücken / sich starck hören liessen. Im Neuen Meterano stehet lib. 53. daß der Hertzog auß Lothringen Anno 1635. dieses Weyler / sampt Ruffach / Türckheim / Käysersperg / Kensheim / und Reichenweiler / eingenommen habe.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)