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daß es ein Reichs-Lehen sey. Es schreiben sich gemelte Edelleuth vom Schloß Landsberg / und seyn von dem ältisten Adel im Elsaß / so viel Ritterliche Thaten begangen haben. Man gedenckt einer Jungfrau dieses Geschlechts / Namens Caecilia, so Anno 948. auff dem dritten Thurnier zu Cotznitz / neben andern / zur Schau / und Heimtheilung erwehlet worden. In der Straßburger Chronick stehet / daß Anno 1421. die Straßburger für das Städtlein und Schloß Mutzig / damahls ihrem Bischoff gehörig / gezogen seyen / aber nichts allda außgerichtet / sondern eingebüst haben. Item / daß Anno 1454. in der Nacht / Hertzog Ludwig / Graff von Veldentz / deß Bischoffs Ruperti zu Straßburg Bruder / die Stadt Mutzig / dem alten Wyrich von Hohenburg zuständig / erstiegen; das Schloß aber habe sich dapffer gewehret / und seyen die Strasburger / auff Anruffung ihres Bürgers / gedachten von Hohenburg / wieder fürs Städtlein gezogen / da dann die Feinde hinweg geflohen / und die außgeschaffte Leut wieder auff Mutzig kommen seyen. Anno 1622. hat sich dieses Städtlein / ohne Widerstand / an den Manßfelder ergeben; Anno 1632. hat diesen Orth Rhein-Graff Oth-Ludwig eingenommen. Aber Anno 1652. sollen die Lotharingische Völcker zum drittenmahl allda abgetrieben worden seyn; wie man damahln geschrieben hat.


Neuburg / oder Neuenburg/
am Rhein.

Ligt hart am Rhein / im Brißgäu / und auff selbiger / oder Germanier Seiten / zwischen Basel und Brysach / und nicht weit von der Stadt / das fürtreffliche Bad Badenwyler. Hat Vor-Zeiten / ehe sie an das Reich kommen / eigene Graffen gehabt. Umbs Jahr Christi 1212. oder 14. ungefährlich / solle sie von Wulffelino, Käyser Friderichs deß Andern Stadthalter / und deß Reichs zu Hagenau Land-Vogt / mit einer Mauer ümbgeben worden seyn. Wie sie folgender Zeit auß einer Reichs- ein Fürsten-Stadt / und Oesterreichisch worden / davon ist oben / in Beschreibung der Stadt Brysach / gesagt worden: Wiewol in einer geschriebenen Verzeichnüß gefunden wird / daß diese in die Ensisheimische Regierung gehörige / und gegen dem Kloster Ottmarßheim über gelegene Stadt Neuburg / vor dreyhundert und mehr Jahren dem Bischoff von Basel zugestanden sey / der einer von Habspurg gewesen; sey aber an seinen Vettern Rudolphen / als er Käyser worden / kommen. Wann deme also / so müste Käyser Rudolphus dem Reich solches restituirt haben / weiln sie noch zun Zeiten Käysers Ludovici deß Vierdten demselben zuständig gewesen. Ist Anno 1632. und 34. von den Schwedischen / und Anno 1638. im Martio, von Hertzog Bernharden zu Sachsen-Weymar eingenommen worden / welcher hierauff den 8. und 18. Julii, Anno 1639. allhie gestorben ist. Allhier rinnet der Rhein so starck an die Stadt / und frist dergestalt ümb sich / daß er die Kirch (so vor diesem von dem Fluß abgelegen) jetzunder halber hinweg geflöst / daß nur das Chor allda übrig ist / und thut noch täglich Schaden an Gebäuen. Anno 1649. im Wein-Monat / wurden die Schantzen allhie / von den Marg-Gräfflichen Bauren / mit Freuden wieder nidergerissen / und geschleifft. Siehe oben Benfeld. Es ist auch ein Neuenburg / oder Neuburg / im Undern-Elsaß / so ein Cistertzer Ordens-Abbtey / von Graff Reinholden von Lützelburg / und Hertzog Friderichen zu Schwaben / Anno 1128. gestifftet / davon in deß Hertzogs Elsasser Chronick / zu lesen / daselbsten auch die Verzeichnüß der Aebbte / und viel Grabschrifften / stehen; und gesagt wird / daß der fünffte Abbt Petrus, der Anno 1212. gestorben / das Schloß Winstein / auff dem Felsen / hinder Nider-Bron / zu einer Bewahrsame / und Zuflucht der Güter deß Closters / in gefährlichen Läufften / gebauet habe. Der Convent ist Anno 1133. auß dem Closter Lützel; Baßler Bischthumbs / aber in der Graffschafft Pfirdt gelegen / von dem oben / genommen: Hergegen sein auß diesem Kloster Neuenburg / die Brüder nach Maulbrunn geschickt worden / daß Sie selbigem Kloster auffgeholffen. Und deßwegen hat der Abbt von hinnen das Kloster zu Maulbron visitirt; wie Wimphelingus in der Histori deß 55. Straßburgischen Bischoffs / Gebehardi, berichtet.


Neukilch /

Im Brißgäu / ein Oesterreichisch Dorff.


Neuweiler /

Entweder ein Städtlein / oder Marckt-Flecken / den Herren Graffen von Hanau gehörig; so die Herren von Liechtenberg / vom Stifft Metz erkaufft haben / Es ligt dieser Nova Villa an dem Elsassischen oder Lothringischen Gebürg / zwischen der Sorr und Matten. Vorgemeldter[1] Wimphelingus schreibet / daß allhie / zu Nüweyler / ümbs Jahr Christi 600. der H. Sigebaldus, gewester Bischoff zu Metz / das Kloster S. Benedicten Ordens / entweder gestifftet / oder reformirt habe: welches hernach Anno 1497. zu einem Stifft / oder Ecclesia Collegiata, worden ist. Und erzehlet Hertzog fol. 41. die Graffen / und Gräffinnen von Hanau / so in S. Adolphs-Kirchen allda begraben ligen. Und hat es in dem Schloß auch ein Capellen. Anno 1562. hat Graff Philips von Hanau die besagte Pfarr-Kirchen / darinn S. Adolph ligen sol / reformirt, und haben sich die Stiffts-Herren in das Kloster allhie begeben. Hertog in der Elsasser Chronick lib. 3. cap. 14. Oseas Schadaeus part. 1. Sleid. contin. lib. 7. fol. 272. seq. (welcher sagt / daß es ein Pfandtschilling von Lothringen sey) und Schrifftlicher Bericht.


Nidermottern /

Ein Schloß / so etwan deren von Alben / und hernach deren von Burn / gewesen / und hats Herr Johann von Burn / dem Graff Friederichen von Zweybrüggen verkaufft. Umbs Jahr 1592. hatten die Edlen von Sultz ihren Adelichen Sitz allhie. Es ist aber dieses Geschlecht Anno 1648. mit Clauß

  1. WS: Im Original Vorgemelgter
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_093.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)