auch seine Dörffer. So hat auch der Fürst ausser der Stadt einen wolgezierten Lust-Garten / sampt einem neuerbauten Lust-Hauß; allda nicht allein überauß viel / und mancherley Fruchtbare Bäum; sondern auch frembde Gewächs / Stauden / Kräuter / Wurtzeln / und Blumen / in grosser Anzahl; deßgleichen ein Weingarten / in welchem köstlich guter Wein gepflantzet wird / zufinden seyn. Und ist daselbst auch ein Fischweyer; ein Vogel-Hauß / und mitten im Garten / eine Rennbahn. Nicht weit davon ist der Thier-Garten / so etliche wäldechte Berg / und in seinem Bezirck so viel / als die Stadt Straßburg / begreiffen solle. Zu eusserst seyn etliche gesunde Brunnquellen / von dannen das Wasser in die Stadt geleitet wird. Der Lufft ist temperirt, und gesund / daher selten die Pest / oder ansteckende Kranckheiten / da regieren. Und hat es ein wenig mehr / als zwo Stunden von hier / nahend dem Dorff Lougre, einen herrlichen Gesund-Brunnen / zu welchem vor dem jetzigen Krieg viel Leuth von weitem gereiset seyn. Es gibt in den Teichen / und Seen / sonderlich deme dem Dorff Rhenans / so nur ein Stund von Mümpelgart gelegen / mächtig grosse und wolgeschmacke Hecht / und Karpffen; davon der Hertzog ein stattlich Einkommen hat. So tragen die Bäum herrliche Frücht. Gibt auch allerhand Thier und Vögel / herümb. Und hat Hertzog Friderich Anno 1581. in dem Wald Mombar / nur ein Stündlein von hier gelegen / ein sehr grosse Beerin gefället / wie solches auff einer schönen Tafel im Schloß gemahlet zusehen. Etwas mehrers / als ein Teutsche Meil von der Stadt / hat es Saltzwasser im Dorff Saulno, in die Würtenbergische Herrschafft Granges gehörig / welches gesotten / und hernach gebraucht wird. Daselbsten auch / in der Nähe / man Gyps auß der Erden gräbet. Von dem Eisen-Bergwerck / auff ein halbe Stund von hinnen gelegen / ist oben allbereit gesagt worden. Man hat vor dem Krieg ein feine Handlung allhie getrieben / sonderlich nach Burgund / und ins Elsaß. Der ordentliche Wochen-Marckt / wird alle Sambstag / und im Jahr 4. Märckt gehalten / darzu man insonderheit auch viel fäile Pferd / und Vieh / bringen thut. Gibt da allerley Handwercker / sonderlich künstliche Leinenweber / und Lederbereiter / so ihr eigen Thor / das Sand-Thor genandt / haben. Es haben sich allhie allerhand Sachen zugetragen / deren wir allein etlicher gedencken wollen. Anno 1044. als Graff Ludwig von Montbelgard sich zu dem Teutschen Käyser hielte; hat Reginaldus, Graff zu Burgund / diesen Orth hart belägert; wurde aber darvor von Graff Ludwigen geschlagen / und abgetrieben. Anno 1281. hat Käyser Rudolphus I. Stadt und Schloß erobert / als sich der Graff allhie / auff die Burgundische Seiten gelenckt hatte. Anno 1364. hat das Land herümb / von den Burgundern; wie auch Anno 1444. von Ludovico Delphino Königs Caroli VII. in Franckreich Sohn / viel erlitten. Umbs Jahr 1474. in dem Burgundischen Krieg / ward Graff Heinrich von Würtenberg / und Mümpelgart / der es mit Käyser Friderico IV. hielt / von Hertzog Carl auß Burgund gefangen / und ihme der Todt getrohet / wann der Gubernator deß Schlosses / ihme diesen Ort nicht auffgegeben würde. Weiln aber dieser solches keines Wegs thun wolte / so muste der Hertzog mit Schanden abziehen / und ließ er endlich den besagten Graff Heinrichen ohne Endgeltung loß: Dessen Sohn Ulricus, als er auß seinem Hertzogthumb Würtenberg verjagt worden / diese Stadt / und Gebieth / König Francisco I. in Franckreich / auff drey Jahr lang / zum Unter-Pfand verschrieben / nach dem er ein grosse Summa Geldts von ihm entlehnet / und auch sonsten empfangen / damit er ein Kriegs-Volck Anno 1534. zusammen gebracht / und / durch Hülff Land-Graff Philips in Hessen / besagtes sein Land Würtenberg wieder erobert hat. Anno 1586. hat Hertzog Friderich von Würtenberg allhie das berühmbte Colloquium, zwischen den Herren Jacobo Andreae, und Theodoro Beza, in dem neuen Schloß / angesteldt. Umbs Ende deß 1587. und anfang deß 88. Jahrs / haben die Guisische auß Franckreich einen starcken Einfal in diese Graffschafft gethan / und mit Rauben / Morden / und Brennen alles erfüllet; aber der Stadt Mümpelgart konten sie nichts angehaben. In diesem Teutschen Krieg ward Anno 1635. das Land und die Stadt / durch Feuer / übel verwüstet / daher man sie innen und aussen mehrers versehen: Und weilen die Mühlen zu einer so grossen Menge Volcks / welches sich selbiges mahl allhie auffhielte / nicht genugsam waren / so wurde deßwegen andere Vorsehung gethan. Darauff erfolgte in der Stadt ein starcke Pestilentz / und Folgends Anno 1636. wegen der gesperrten Päß / und von der Frantzösischen Freunds-Armee under dem de la Force, verzehrten Vorrahts / ein grosse Theurung. Dann sich dieser Ort in deß Königs in Franckreich Schutz / mit gewisser Condition, begeben / und Frantzösische Besatzung eingenommen; darüber nach einander Antonius Liuronnus Marg-Graff zu Bourbonn, Ludovicus Campanaeus Graff zu Susa, und der Graff von Gransé, commandirt haben. In andern Sachen aber wurde / im Namen deß abwesenden Jungen Hertzogen / das Regiment / durch den Stadthaltern / oder Gubernatorn der Stadt und Graffschafft Mümpelgart / Herrn Johann Wilhelm Geldrich / Herrn zu Sigmarshoff / etc. und Herrn Cantzlern / Herrn Christoph Forstnern / etc. (auff den auch / da es deß Kriegs und der Pest halber / am gefährlichsten allhie gestanden / und vorgedachter Herr Stadthalter verreist war / fast die gantze Last gefallen ist) geführet. Besiehe von diesem / was gesagt / neben denen Relationen, das Fürstlich-Würtenbergisch Italianisch Räißbuch / Crusium in Annal. Suevic. Dresserum de Urbibus Germaniae, und insonderheit M. Petrum Teufferdum in Topographia Montbelgardi, der auch von dem Geist- und Weltlichen Regiment allhie daselbst zu lesen; welches von uns / damit diese Beschreibung nicht zu groß würde / aussengelassen werden müssen. Wie Anno 1588.
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_090.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)