Thall 2. oder 3. Meil von Schlettstadt. Biß hieher Munsterus. Auß welchen Worten / und Umbständen / ich schliesse / daß sein Haußhofen eben das gedachte Hugeshofen seyn werde / weil ich sonsten in dieser Gegend kein Haußhofen finde. Es hat Käyser Maximilian der Erste / von wunderswegen / deß besagten Hugen Gebein gesehen: sintemal / wie Hertzog bezeuget / Sie so übermenschlich groß / daß Sie gleichsam von einem Risen zu seyn scheinen. Aber wieder auff das besagte zwischen Schlettstadt / und Rapoldsweyler gelegene Kestenholtz zukommen / so ist solches Anno 1298. von denen von Hagenau verbrandt / und Anno 1447. von Pfaltz-Graff Ludwigs wegen / eingenommen worden.
Vnder den Hagenauischen Land-Vögten / bey Regierung Käysers Friderici II. einer von Adel / Albanus Wölffelein genandt / gewesen / der auß seinem / deß Käysers / Befelch / die Städte Neuenburg am Rhein / Collmar / Schlettstadt / und dieses Käysersberg / (so vorhin ein Dorff gewesen) ümbmauren lassen / und zu einer Stadt gemacht. Von ihme schreibet Hertzog in der Elsasser Chronik daß er endlich gar reich / und nach dem er in sein / deß gedachten Käysers Friderici, Ungnad gefallen / auff seinen Befelch / mit dem Strang gerichtet worden seyn soll. Es ligt diese Elsassische Reichsstadt / (deren Monatlich-Einfacher Reichs-Anschlag ist / 2. zu Fuß / oder 64. fl.) und zu Underhaltung des Kammer-Gerichts Jährlich 41. fl. 42. Kr. 5. Heller den Thaler zu 69. Kr. wie ich finde gerechnet. Nahend Reichenweyher; und soll hierümb das Elsaß am allerfruchtbaristen seyn; wird auch darfür gehalten / daß allda der beste Elsasser Wein wachse. Ist ein kleiner Ort sonsten / der in diesem Teutschen Krieg wol etwas außgestanden hat.
Schloß und Dorff / wie Kemnitzius berichtet / so Anno 1633. vom Rhein-Graff OthLudwigen / den 8. Junii, beyde in die Aschen gelegt / und die Bauren niedergemacht worden. Er eroberte hernach das Städtlein / und Schloß Bürcken / und andere Ort / und darunder auch die vier Waldtstädt. Auff der andern Seiten deß Rheins hat sein Vetter / Herr Rhein-Graff Otto / in dem Weiler: und Schermecker-Thal / auch guten Succeß gehabt / ausserhalb / daß sich das veste Berg-Hauß Girbaden / wie Er abermahls meldet / erhalten.
Ein Schloß auff einem Berglein / ein starke Meyl von Straßburg / auff Zabern zu / gelegen / und selbigem Bischthumb gehörig. B. Rhenanus, und P. Bertius, nennen es Concordiam; und vermeint Rhenanus, daß Concordia, von den Allemannern / also geradbrecht worden seye; als wider welche die Römer diesen Ort gebauet / die auch / von darauß / den Galliern zu Hülffe kommen konten. Aber Cluverius sagt lib. 2. Antiquae Germaniae, cap. 11. daß der Alten Concordia, heutigs Tags / Drusenheim / gleichsam Drusi sedes, Heymat / oder Sitz / seye. Es ist der Bezirck hierümb gantz Fruchtbar an Geträyd / und andern Essenspeisen / so beyden Städten / Straßburg / und Hagenau / zugeführet werden. Und kompt daher / daß es zu Hagenau / in Friedens-Zeiten / so wohlfeil zu seyn pfleget / da es doch auff eitelem Sande gelegen ist. Das Volck am Kochelsperg gebraucht sich noch alter Kleidung / und Spraachen: daher man Sie auch zu einem gemeinen Sprichwort führet / wann man einen groben Bäurischen unerfahrnen Menschen wil anzeigen; schreibet dickerwehnter Hertzog / lib. 3. cap. 8. Anno 1592. in dem Straßburgisch: oder Lothringischen Krieg / ist dieses Schloß berühmbt worden / und hat allda die Stadt Straßburg zimlichen Schaden erlitten / und etlich Stück Geschütz verlohren.
Ein Adelich JungfrauKloster in dem Hagenauerfort. Siehe Hertzogen lib. 3. cap. 17. daselbst Er auch etliche Abbtissin dieses Klosters setzet.
Ein Dorff / und Adelich Schloß / im Brißgäu. Es sagt ein vornehmer Mann / in seinen hinderlassenen Verzeichnüssen / seye ein Städtlein im Sundgäu; ist aber / wie im Augusto Anno 1641. auß Straßburg berichtet worden / nur ein Dorff und Adelich Schloß.
Ein Dorff; davon in der Anno 1649. den 11. 21. Junii, zu Nürnberg / bey den Friedens Executions-Tractaten, übergebner Liste der noch damahln nicht restituirten Ort / stunde / daß die Evangelische Capitulares zu Straßburg / in den Bruderhoff / und das halbe Dorff Lampertsheim zu restituiren seyen.
Ein Hanauisch Dorff / allda in einer Wiesen ein Brunnen / der im Majo ein schwartze fette Materi / Theriack gibt / so gar starck riecht / wie Petroleum, so die arme Leuth zu offnen Schäden gebrauchen. Nicht weit von diesem Brunnen ist ein Felß / darinn man schwartzen Stein bricht / der läst sich / wie Wachs / im warmen Wasser zusammen drucken / hat auch ein Geruch / wie das vorige Fett: Welches Oel ein Doctor Medicinae distilliert, und es Mumiam veram nativam genennet; auch darauß ein schönes Oel gebracht / und wider das Podagram gebraucht hat; so auch die Geschwulst / und Lendenschmertzen legen soll.
Es ligt diese Reichs-Stadt / dem Lager nach / nicht mehr im Elsaß / wird aber noch darzu gerechnet / weiln sie der Land-Vogtey Hagenau incorporirt ist. Hat aber ihre sonderbare Reichs-Freyheiten /
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_072.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)